Mittlerweile gibt es rund 33 Junge Freundeskreise an deutschen Museen – Grund genug, um zu fragen: Was machen sie eigentlich? Und vor allem, was hebt sie ab von den „traditionellen“ Freundeskreisen? In den letzten Jahren haben die Gründungen Junger Freundeskreise an Museen immer weiter zugenommen. Es ist an der Zeit, diese Entwicklung zu be(tr)achten! Als Teil unserer neuen Serie über den Trend „Junge Freundeskreise an Museen“ starten wir in diesem Beitrag mit einem einführenden Überblick. In den kommenden Monaten werden wir exemplarisch einzelne Junge Freundeskreise und ihre Arbeit vorstellen.
Junge Freundeskreise an Museen: Was steckt dahinter?
Junge Freundeskreise an Museen sind in Deutschland ein noch relativ junges Phänomen. Seit den späten 1990er Jahren gründeten sich zunächst an Kunstmuseen Freundeskreise oder Fördervereine, die jedoch weitestgehend selbstständig agierende Gruppen junger Menschen waren. Die Gruppen bestanden überwiegend aus Studierenden, Auszubildenden und BerufseinsteigerInnen zwischen zumeist 18 und 40 Jahren. Ihre Ziele waren es, sich stärker in die Arbeit und Sammlungstätigkeit der Museen einzubringen. Sie wollten aber vor allem andere junge Menschen für Museen begeistern und sie langfristig an das Museum binden. Heute bieten die Jungen Freundeskreise Kunst- und KulturinteressentInnen nicht nur innovative und exklusive Veranstaltungsformate, sie fördern in manchen Fällen sogar monetär und tätigen Ankäufe für die Sammlungen.
Als ausschlaggebend für die steigende Popularität Junger Freundeskreise ist vor allem die Gründung des Bundesverbandes der Fördervereine Deutscher Museen für bildende Kunst e.V. im Jahr 2003 hervorzuheben. Zu diesem Zeitpunkt existierten noch relativ wenige Junge Freundeskreise an Museen in Deutschland. Der durch den neu gegründeten Bundesverband beflügelte Austausch zwischen den Museumsfördervereinen führte zu einem „Export“ des Formats „Junge Freunde“ in andere Städte. 2005 gründete sich dann aus den ersten Jungen Freundeskreisen die Initiative Junge Freunde Kunstmuseen. Seitdem trifft sie sich zwei Mal jährlich, um Ideen zu diskutieren und Erfahrungen auszutauschen. Mit ihrer Publikationsreihe „So macht man sich Junge Freunde!“ bieten die Jungen Freunde Kunstmuseen zudem interessante Einblicke in ihre Arbeit und hilfreiche Tipps für Newcomer.
Umbruchstarke Zeiten: An der Schnittstelle von Fundraising, Marketing und Audience Development
Immer mehr Museen entdecken die Vorteile, die ihnen ein Junger Freundeskreis bietet. Zunehmender Druck im Kulturbetrieb, der Kampf um Finanzierung und Stellen, aber auch die Digitalisierung und die Zunahme Neuer Medien zwingen zum Umdenken und zu einer neuen Ausrichtung in der Öffentlichkeitsarbeit. Junge Freundeskreise stehen hier an der Schnittstelle von Fundraising, Marketing und Audience Development und ermöglichen es Museen, diese zunehmend verschwimmenden Bereiche innovativ zu bespielen und das eigene Profil zu stärken. Positive Resultate können eine stärkere Verankerung der Kultureinrichtung in ihrem Umfeld und der Gesellschaft, eine neue Form von zielgruppenspezifischer Vermittlung sowie die Gewinnung neuer finanzieller Förderer für das Museum sein.
Neue Zielgruppen erreichen: Eintauchen in die Welt der „Digital Natives“
Um in der Zeit des digitalen Wandels und der „Überalterung“ der BesucherInnen (als auch der Freundes- und Fördererkreise) nicht nur interessant, sondern auch relevant zu bleiben, dürfen Museen die Verbindung zu den jungen Generationen nicht verlieren. Ein Junger Freundeskreis kann dabei helfen, eine aktive „Fanbase“ zu schaffen, die Museen nicht nur später im Leben treu bleiben wird, sondern auch im Hier und Jetzt ein aktiver Teil der Kommunikationspolitik des Museums ist. Dazu zählt neben der klassischen Mundpropaganda auch das Vordringen in NichtbesucherInnenkreise, z. B. in Sozialen Medien und an Universitäten. Museen können das kreative Potenzial und die Selbstverständlichkeit, mit der sich die meisten „Jungen“ im Social Web bewegen, aktiv für sich nutzen. Das dient der Öffentlichkeitsarbeit im Allgemeinen, aber auch dazu, den Fokus stärker auf zeitgenössische Themen zu legen, mit denen neue Zielgruppen angesprochen werden. Von dort können dann wieder Brücken zur eigenen Sammlung geschlagen werden.
Down to Business: Die Organisation der Jungen Freundeskreise
Junge Freundeskreise sind in den meisten Fällen Teil des Fördervereins ihres Museums, agieren darin allerdings weitestgehend selbstständig. Organisiert werden die Programme von Freiwilligen, FSJ-lern, studentischen Hilfskräften oder durch Teilzeitstellen – das hängt ganz von dem Museum selbst ab. Die meisten Jungen Freundeskreise haben einen aktiven Kern von etwa zwei bis acht freiwilligen und angestellten OrganisatorInnen, die die Programme erstellen, Veranstaltungen planen und durchführen. An festen Terminen – die Häufigkeit der Treffen liegt selbstverständlich bei den Gruppen selbst – werden neue Ideen diskutiert und das Logistische für die Abläufe der kommenden Veranstaltungen besprochen. Größere Projekte benötigen natürlich einiges mehr an Vorlaufzeit, Planung und Engagement. Die Jungen Freundeskreise finanzieren ihre Programme, wie der Förderverein auch, aus ihren Mitgliedsbeiträgen. Diese schwanken je nach Museum stark, liegen im Schnitt aber zwischen 15-60 Euro im Jahr. Die Autonomie der Jungen Freunde hängt ebenfalls vom individuellen Museum ab. Generell gilt jedoch: Je mehr die Ziele des Jungen Freundeskreises harmonisch mit denen des Museums korrespondieren, desto mehr wächst im Idealfall die Mitgliederzahl des Jungen Freundeskreises, als auch die Popularität und Reichweite des Museums.
Die Vereinsmitgliedschaft: Attraktive Vorteile und innovative Veranstaltungsformate
Für InteressentInnen bieten Junge Freundeskreise viele attraktive Vorteile. Die in den meisten Fällen vergünstigte Mitgliedschaft im Förderverein des Museums beinhaltet oft eine Jahreskarte, manchmal sogar für mehrere Museen. Ebenfalls nicht zu vernachlässigen ist der Gemeinschaftsaspekt: Teil einer kulturinteressierten Community zu sein und sich jenseits von Ausbildung und Beruf in einem Netzwerk von Gleichgesinnten zu neuen Fragestellungen und Sichtweisen auszutauschen ist inspirierend, und neue FreundInnen mit ähnlichen Interessen kennenzulernen immer ein Plus. Ob es nun große Partys, Yogastunden, „Art Dating“, Workshops, exklusive Themenführungen oder Kooperationen mit Musikern und Instagramern sind – viele Junge Freundeskreise bieten einzigartige kreative Veranstaltungsformate, die große Zahlen junger kunst- und kulturinteressierter Menschen in die Museen bringen.
Junge Freundeskreise: Unentbehrlich für eine Zukunft der Museen?
Junge Freundeskreise, und natürlich auch die klassischen Freundeskreise, leisten einen erheblichen Beitrag – finanziell, ideell und managerial – zum Erhalt und zur Weiterentwicklung der Kulturlandschaft. Die kreativen Vermittlungs- und Marketingstrategien der Jungen Freundeskreise sind hier besonders hervorzuheben und versprechen in Zukunft viele weitere innovative Impulse, um Stereotype von „verstaubten Museen“ und „überalterten Freundeskreisen“ weiter aufzubrechen und Museen für junge Menschen interessant und relevant zu machen. Auch im Fundraisingbereich leisten sie wertvolle Beiträge. Junge Freundeskreise steigern durch ihre innovativen Vermittlungsformate die Popularität und Reichweite der Museen und sichern mit ihrer Arbeit auf vielfältige Weise die Zukunft der Museen.
Bildquelle: eleus500 (Pixabay)