Interessiert am Studium der Museologie und Museumswissenschaft? Auf der Suche nach der perfekten Ausbildung, um später im Museum arbeiten zu können? Hier ist ein kurzer Überblick über museumsbezogene Studiengänge in Deutschland.
In den letzten Jahren ist ein vermehrtes Interesse an kulturellen Studiengängen zu verzeichnen. Hauptaugenmerk dieses Beitrags ist das Studium der Museumswissenschaft, Museologie und Museumskunde.
Die Museumswissenschaft hat sich immer mehr in Form von Studiengängen etabliert, bei denen verschiedene Schwerpunkte gesetzt werden. Ziel der Studiengänge ist eine Ausbildung, um später speziell in Museen arbeiten zu können. Das heißt, ein Einarbeiten in die wichtigsten Aspekte, die in Ausstellungen und deren Vermittlung zu berücksichtigen sind, fällt weg. Dies wird im besten Fall bereits im Studium gelehrt, sodass die Absolventen ohne Schwierigkeiten ins Berufsleben starten können.
Es folgt ein kurzer Überblick über die Inhalte der angebotenen Studiengänge.
BA-Studiengang Museologie an der HTWK Leipzig
Das Studium beginnt mit vier Semestern an der Hochschule, gefolgt von einem fünfmonatigem Museumspraktikum. Die beiden darauffolgenden Semester werden wieder an der Hochschule absolviert.
Die Studierenden durchlaufen im Studium mehrere Themenfelder, wodurch sie für eine konzeptuelle, selbstständige Museumsarbeit qualifiziert werden. Schwerpunkte liegen hierbei auf der Pflege, Erweiterung und Katalogisierung der Kulturgut-Sammlungen.
„Dokumentation im Museum“ ist das umfangreichste Themenfeld. Die Studierenden lernen hierbei die Erzeugung und Bereitstellung von Dokumentationsdaten und erfahren hierbei die wichtigsten Aspekte des Sammlungs- und Informationsmanagements. Die Lehrinhalte sind nicht nur inhaltlich (Bestimmung und Erschließung der Sachkultur) sondern auch technisch orientiert, sodass die Studierenden erste Erfahrungen mit dem Umgang mit Datenbanken können und zeichnerische und fotografische Dokumentation erlernen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Vermittlung im Museum. Hier lernen die Studierenden persönliche und mediale Vermittlung und erhalten Einblicke in das Marketing.
Ein wichtiger Aspekt des Studiums in Leipzig ist die praktische Arbeit. Hier haben die Studierenden die Möglichkeit ihr erworbenes Wissen und Können in der Praxis umzusetzen. Hierbei sind zwei Aufgaben zu realisieren: Es ist eine Projektarbeit mit einem Museum sowie eine Kleingruppenarbeit zu absolvieren. Dies kann beispielsweise ein Ausstellungskonzept oder eine Bestandsdokumentation sein.
Am Ende des Studiums steht die Bachelorarbeit an, in der eine fachliche Problematik selbständig und wissenschaftlich erarbeitet wird.
BA-Studiengang Museumskunde an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin
MA-Studiengang Museum und Ausstellung an der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg
In diesem Studiengang werden die Studierenden für fachübergreifende und fachvertiefende theoretische Fragestellungen aus Geschichte, Kunst- und Kulturwissenschaften und deren Vermittlung sensibilisiert, sodass sie selbstständig mit wissenschaftlichen Methoden arbeiten und mit Problemen von Ausstellung und Museum umgehen können.
Die Studierenden erlenen die Museumspraxis anhand eines Museumstags sowie eigenen Projekten im Bereich der Ausstellungspraxis. Hinzu kommen diverse Exkursionen zu Museen und Ausstellungen, Veranstaltungen zum Museumsmanagement sowie ein Pflichtpraktikum.
Im Zentrum des Studiums steht die Auseinandersetzung mit den Entwicklungen des Sammelns und Präsentierens, unterschiedlichen Museumsformen, den Problemen und Möglichkeiten der Ausstellungsgestaltung und der Besucherorientierung, den Anforderungen an zeitgemäßes Museumsmanagement sowie der Untersuchung materieller und visueller Kultur, Geschichtskultur, Kunst und Medien.
Der Studiengang verbindet die museumsspezifischen Bereiche der Geschichte, Kunst und der materiellen Kultur. Hinzu kommen diverse Kooperationen mit Museen. In diesem Studiengang liegen die Schwerpunkte auf Museums- und Ausstellungstheorie, auf einer forschungsbasierten fachwissenschaftlichen Vertiefung museumsrelevanter Felder sowie der Vermittlung und einer museologisch-praktischen Ausbildung.
BA-Studiengang Museologie und materielle Kultur an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Dieser Studiengang spiegelt inhaltlich breit gefächerte Spektren museums- und ausstellungstypischer Arbeitsfelder in Theorie und Praxis wider. In den einzelnen Modulen des Pflichtbereichs erlernen die Studierenden den Umgang mit Forschungsansätzen und Methoden der Museologie. Hierbei werden sie zum Beispiel speziell in der Ausstellungsanalyse ausgebildet. Ebenso wird die Geschichte mit ihren Ausprägungen des Museums- und Ausstellungswesens beleuchtet. Auch die Prinzipien des Sammelns, der Dokumentation und Inventarisation, Erforschung, Vermittlung, Präsentation und Erhaltung von Exponaten erfahren die Studierenden im Laufe ihres Studiums. Weiterhin werden die Methoden und Strategien der Museumspädagogik, des Medieneinsatzes und der Öffentlichkeitsarbeit behandelt. Organisationsstrukturen sowie Sammlungs- und Kulturmanagement stellen einen weiteren Schwerpunkt des Studiums dar. Hauptaugenmerk liegt neben einer praxisnahen Wissensvermittlung auf dem „forschenden Ausstellen“, bei dem Studierende mit einem externen Kooperationspartner eine Ausstellung realisieren. Studierende erlenen weiterhin den Umgang der materiellen Kultur. Dies beinhaltet exemplarische Kenntnisse der Materialkunde in Verbindung mit Aspekten des Kulturgüterschutzes.
Neben diesem Pflichtbereich sind allgemeine und fachspezifische Schlüsselqualifikationen durch Übungen, Tutorien und ein 10-wöchiges Pflichtpraktikum zu erwerben. Außerdem können im Wahlpflichtbereich weitere Praktika, museumsspezifische Fortbildungen und Tagungen oder Lehrveranstaltungen aus unterschiedlichsten Nachbardisziplinen frei belegt werden. Am Ende des Studiums ist eine Bachelorarbeit von ca. 35-40 Seiten Umfang zuverfassen. Die Themen hierfür wählen die Studierenden in Absprache mit dem Betreuer selbst aus, wobei die Zusammenarbeit mit Museen und anderen Kultureinrichtungen möglich ist.
Zusätzlich zu dem Hauptfach „Museologie und materielle Kultur“ wird ein zweites Fach studiert. Hierbei haben die Studierenden die freie Wahl zwischen einem museologischen Quell- bzw. Kernfach. Hierzu zählen beispielsweise Altertumswissenschaften, Alte Welt, Ägyptologie, Archäologie, Europäische Ethnologie/Volkskunde, Geschichte, Kunstgeschichte. Ebenso kann eine erziehungswissenschaftliche Disziplin, wie Kunstpädagogik, Pädagogik, studiert werden. Durch die Kombination mit einem zweiten Fach und dem Wahlpflichtbereich wird das wissenschaftliche und methodische Spektrum des Studiengangs erweitert.
MA-Studiengang Museumswissenschaft an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Im Pflichtbereich werden eine allgemeine Einführung in die museumswissenschaftlichen Arbeitsfelder, Methoden und Theorien gelehrt sowie folgende zukunftsorientierte Felder der Museumsarbeit behandelt: Social Inclusion und Audience Develpoment. Weiterhin ist das kulturelle Erbe mit der Kulturpolitik ein wesentlicher Bestandtteil des Studiums. Kulturelle Bildung und mediale Vermittlungsstrategien sowie Exponieren und Kuratieren inklusive einer Ausstellungsanalyse sowie museologische Perspektiven für das 21. Jahrhundert werden ebenfalls gelehrt.
Den Wahlpflichtbereich können die Studierenden nach individueller Schwerpunktbildung gestalten. Sie haben eine Auswahl zwischen einer selbstständigen Forschungs- und Projektarbeit, Museumsmanagement und Marketing oder externen museologische Fortbildungen und Tagungen. Auch museologische Arbeitsfelder in Kooperation mit der Bayerischen Museumsakademie oder einem Intensivierungsmodul Museologie oder Intensivierungsmodul Kultur-, Sozial- und Naturwissenschaften sind hierbei möglich. Alternativ hierzu kann ein Auslandssemester in Museum Studies z. B. in Helwan/Kairo, Newcastle oder Korfu verbracht werden, um neben den dort gelehrten fachlichen Inhalten Auslandserfahrung zu sammeln.
Am Ende des Studium steht die abschließende Masterarbeit an. Die Themen hierfür wählen die Studierenden in Absprache mit dem Betreuer selbst aus, wobei die Zusammenarbeit mit Museen und anderen Kultureinrichtungen möglich ist.
MA-Studiengang Museum und alte Kulturen an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Zum Sommersemester 2016 wird an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg der MA-Studiengang „Museum und alte Kulturen/Museum and Ancient Cultures“ eingeführt. Dieser kombiniert in einem 1-Fach-Master die museumswissenschaftliche Expertise mit dem Erwerb fundierter fachspezifischer Qualifikationen im Bereich der Altertumswissenschaften. Studierende wählen dabei einen altertumskundlichen Schwerpunkt, den sie mit einer museologischen Ausbildung verbinden. Besonderes Merkmal ist die enge Kooperation mit der Antikensammlung des universitätseigenen Martin von Wagner-Museums sowie mit der Universität Helwan in Kairo/Ägypten. Außerdem besteht die Möglichkeit, ein Auslandssemester an der Helwan University (HU) in Kairo/Ägypten zu verbringen.
Ein Überblick über die Entwicklung der Museumswissenschaft hin zur Etablierung der Studiengänge ist hier einzusehen.
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