Im Echo – diesmal nicht akkustisch, sondern rein optisch: Es ist ein Kunstprojekt von Studierenden der Kunstakademie Karlsruhe, das noch bis zum 22. Januar zu sehen ist. Grundlage dieser Schau war die Ausstellung „Double Vision: Albrecht Dürer – William Kentridge“, die im vergangenen Jahr in der Kunsthalle Karlsruhe gezeigt wurde. Double Vision ist ein Titel, dessen Ursprung in Kentridges Werken liegt. Der südafrikanische Künstler bezeichnete seine eigene Arbeit als „Double Vision“, denn viele seiner Werke schaut man durch ein Stereoskop an. Durch den Blick mit beiden Augen entsteht somit bei den zweidimensionalen Darstellungen ein 3D-Effekt: die „Double Vision“. Diese war in der Ausstellung das Zusammenspiel von Dürer und Kentdridge, eine Kombination zweier Künstler, zwischen denen 500 Jahre liegen, doch der Blick funktioniert in beide Richtung. Beide Künstler beschäftigen sich stark mit der Wahrnehmung. Während Kentridge nach dem subjektiven Blick sucht, stellt Dürer eher verbindliche Anleitungen, wie die Zentralperspektive oder Proportionen in seinen Werken dar.
Ein Echo zwischen Realität und Virtualität
Vier Monate lang beschäftigten sich die Studierenden mit dieser Ausstellung. Doch sind ihre Motive nicht bereits irgendwie abgenutzt und damit für die Kunst tabu? Oder sind es vielleicht doch mehr popkulturelle Phänomene? Dürer vervielfältigte als einer der ersten seine Bildideen, während Kentridge (geb. 1955) seine Darstellungen durch alte und neue Medien wandern lässt. Die Studierenden reagieren auf diesen Umgang Kentridges mit seinem Vorbild Dürer und erkunden in verschiedenen künstlerischen Medien unsere Gegenwart als mediale Schwellenzeit. Die Bilder seien Angelpunkt zwischen Realität und Virtualität, so Jonas Müller-Ahlheim, einer der Kunststudenten an der Akademie. „Meine künstlerische Arbeit und Auseinandersetzung mit Malerei findet nicht ausschließlich an der Leinwand statt, sondern verlagert sich zunehmend hinein in das Digitale“, beschreibt er seine drei ausgestellten Werke. Sein Ausgangsmaterial und seine eigene Malerei werden verschiedenen digitalen Bearbeitungsprozessen unterzogen, um anschließend als Tintenstrahldruck auf Leinwand gebracht zu werden. So werden Bilder aufeinander aufgebaut, die letztendlich doch irgendwie als einzelne wirken.
Kein Echo in der Vermittlung
Zwar ist täglich zwischen 15 und 17 Uhr mindestens einer der Studierenden persönlich anwesend, doch der Besucher wirkt hilflos in den beiden Ausstellungsräumen. Die Werke Dürers und Kentridges müssen dem Besucher präsent sein, noch besser sollte er in zuvor gezeigter Ausstellung „Double Vision“ Grundlagen geschaffen haben. Typisch für Kunsthallen mangelt es an Wandtexten, und wenn es wenigstens Objektbeschriftungen wären. Die jungen Künstler möchten zwar ihr eigenes Potenzial in den Vordergrund stellen, dennoch ist dies ein Echo auf Dürer und Kentridge, weswegen der Bezug hergestellt werden müsste. Leider gibt es auch keine Handreichungen, an denen sich der Besucher orientieren kann. Manche der Objekte sollen auch zum Ausprobieren einladen, doch sie strahlen diese Aura der Distanziertheit aus, sodass ein entsprechender Hinweis ein schönes Extra wäre. Die jungen Künstler haben dennoch ihr Können bewiesen! Die Arbeiten wirken für sich, Werke, Architektur und Präsentation bilden das Echo zur Vorlage „Double Vision“. Künstlerisch ist die Ausstellung schön umgesetzt, doch an der Vermittlung hapert es. Vielleicht wäre das auch eher die Aufgabe der beteiligten Lehramtsstudenten gewesen und darf nicht den jungen Künstlern negativ ausgelegt werden.
Wir wünschen den jungen Künstlern noch eine lehrreiche Zeit an der Akademie und anschließend viel Erfolg mit vielen eigenen Ausstellungen!
Infobox
Junge Kunsthalle
Hans-Thoma-Straße 2
76133 Karlsruhe
Öffnungszeiten: Di – So, jeweils 10-18 Uhr
Bildquelle: Patrick Neufelder (Pixabay)