Pünktlich zur Vorweihnachtszeit eröffnet die Sonderausstellung „Peter Behrens. Das Nürnberger Intermezzo“ des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg. Der Anlass dazu liegt jedoch erst im nächsten Jahr, der 150. Geburtstag des Künstlers am 18. April. Damit reiht sich die Ausstellung in eine dreiteilige Folge, die Künstler des Jugendstils aus Anlass ihres 150. Geburtstag ehrt. 2013 war dies bereits für Henry van de Velde der Fall und 2018 wird es eine zu Richard Riemerschmid geben.
Ausgangspunkt der Ausstellung von Dr. Petra Krutisch in Zusammenarbeit mit Dr. Silvia Glaser bildete das sogenannte Nürnberger Intermezzo, der Ausstattung eines Haushaltes durch Peter Behrens, die neben Möbeln für sechs verschiedene Zimmer auch Gebrauchsgegenstände wie Geschirr, und Textilien beinhaltete. Dazu kam der zweite Schwerpunkt der Ausstellung, Objekte aus den Meisterkursen des Nürnberger Kunstgewerbemuseums die Behrens in den Jahren 1901 und 1902 abhielt. Somit konzentriert sich die Ausstellung auf diese Nürnberger Zeit des Jugendstilkünstlers. Sie wird mit knapp 200 Werken, überwiegend aus dem Bestand des GNM, bebildert, die entweder von Behrens selbst entworfen oder unter seiner Anleitung entstanden sind.
Das Nürnberger Intermezzo
Der auf zwei Ausstellungshallen aufgeteilte Rundgang beginnt mit der Vita des Künstlers und seinen Anfängen vor der Jahrhundertwende. Hier wird, neben Briefen und ersten, als Serienprodukt angelegten Entwürfen, auch ein impressionistisches Gemälde Peter Behrens gezeigt, der einem vor allem als Architekt und Jugendstilkünstler bekannt ist. Den Übergang zum ersten Höhepunkt bildet der Verweis auf die Jugendstil-Ausstellung „Ein Dokument deutscher Kunst“ in Darmstadt 1901. Dort hatte Behrens ein selbst entworfenes, vollständig eingerichtetes Musterhaus errichten lassen. Zentrum dieses ersten Ausstellungsbereiches ist das schon erwähnte Nürnberger Intermezzo, das von der Familie Reif für ihre Tochter Clara als Aussteuer bei dem Künstler bestellt wurde, nachdem Clara und ihre Mutter eben jenes Haus in Darmstadt besichtigt hatten. Dabei wird die Ausstattung nicht nur gezeigt und unter künstlerischen Gesichtspunkten ausgestellt, sondern auch die Verbindung zur Familie Reif bzw. Schilling für die das Nürnberger Intermezzo angefertigt wurde und in dessen Familienbesitz es Langezeit war. Der junge Haushalt von Theodor Schilling und seiner Ehefrau Clara wurde somit in feinstem Jugendstil ausgestattet, der ganz im Gegensatz zur dekadenten Historismus-Villa der Brauteltern steht.
Die drei im GNM bis heute befindlichen Ausstattungen des ehelichen Schlafzimmers, der Küche und des Gästezimmers sind in einer räumlichen Zusammenstellung inszeniert und von zeitgenössischen Fotographien begleitet. Dadurch erscheint die Art der Zusammenstellung historische evident. Die Orginalfarbigkeit der Schlafzimmermöbel ist leider soweit ausgeblichen, dass sie nur noch unter den Montierungen nachvollziehbar ist. Für die Ausstellung wurde das ursprüngliche Aussehen daher mithilfe von Lichtinszenierung und an einer Stelle auch durch die Reproduktion eines Elements versucht erneut erlebbar zu machen. Abschluss der ersten Ausstellungshalle bildet ein Ausblick auf Peter Behrens spätere Tätigkeit, u.a. in Form einer Reihe von elektrischen Wasserkesseln, die Behrens für AEG entworfen hatte.
Meisterkurse des Bayerischen Gewerbemuseums
Der Zweite Teil der Ausstellung widmet sich seiner Tätigkeit als Leiter der Meisterkurse des Bayerischen Gewerbemuseum in Nürnberg. 1901 und 1902 hielt er jeweils einen solchen ab. Die dort entstandenen Produkte und Objekte der Schüler und Schülerinnen (immerhin ein beachtlicher Anteil von etwa einem Viertel der Teilnehmenden waren Frauen), die überwiegend aus dem Metallgewerbe stammten, werden hier gezeigt. Auch in dieser Ausstellungshalle bildet ein Ausblick auf das spätere Schaffen des Jugendstilkünstlers den Abschluss. Es werden dort Fotografien und Modelle von Gebäuden Peter Behrens und seines Architekturbüros gezeigt. Nachdem er sich in seiner Anfangszeit in der Malerei ausprobiert hatte, widmete Behrens sich in seinen späteren Jahren fast ausschließlich dieser Gattung der bildenden Kunst. Wer an dieser Stelle noch nicht genug hat, hat die Möglichkeit zu jeder vollen Stunde zwischen zwei halbstündigen Filmen über Peter Behrens und sein Schaffen zu entscheiden.
Ästhetik der Kunst des Jungendstils
Die Ausstellung „Peter Behrens. Das Nürnberger Intermezzo“ im GNM befriedigt einerseits vor allem die Schaulust an der Ästhetik der Kunst des Jungendstils, andererseits wird jedoch auch eine kurze, aber besonders entscheidende Lebensspanne im Leben des Künstlers beleuchtet, die gerne hinten herunterfällt. Die zwei Jahre der Nürnberger Zeit des Künstlers markieren und erwirken seinen Durchbruch. 1903 wird er als Direktor an die Kunstgewerbeschule Düsseldorf berufen. Das darf als direkte Folge seiner Profilierung in Nürnberg gelten. Die Ausstellung fokussiert sich zwar auf die beiden Jahre 1902 und 1903, bleibt aber nicht in diesen engen zeitlichen Grenzen eingeschränkt, sondern gibt Ausblicke auf die Zeit davor und danach und zeigt auch die eher unbekannten Seiten des autodidaktischen Künstlers auf, beispielsweise als impressionistischer Maler.
Die Texte sind in dieser Ausstellung maßvoll, aber mindestens genauso aufschlussreich eingesetzt. Außerdem finden Fotografien als Ergänzung zu den Objekten an mehreren Stellen Einsatz. Aber auch Medienstationen an denen Kataloge von und mit dem Jugendstilkünstler durchgeblättert werden können, laden zum Vertiefen ein.
Infobox:
Germanisches Nationalmuseum
Kartäusergasse 1
90402 Nürnberg
Öffnungszeiten: Di-So: 10-18 Uhr, Mi: 10-21 Uhr,
24.12., 25.12. und 31.12. geschlossen
Eintrittspreis: Regulär: 8€, Ermäßigt: 5€
Laufzeit: 30.11.2017 – 06.05.2018
Bildquelle: Germanisches Nationalmuseum