Das Ludwigsburg Museum zeigt die Kulturgeschichte der Stadt Ludwigsburg und ihrer Region. Es wird der Charakter der Stadt als Residenz und Zentrum der Künste präsentiert. Zu kurz kommt auch nicht die Präsentation als Garnisons- und Industriestandort. Das Museum beheimatet fast 25.000 Objekte – 500 werden in den Räumen ausgestellt. Im ersten Teil berichteten wir bereits über die Dauerausstellung. Nun folgt die Analyse.
Zwischen Stolz, Ironie, Identität und Zukunft
Fast schon als Erkennungsmerkmal wird im Ludwigsburg Museum mit Zitaten gearbeitet. In den Kabinetten fungieren die Zitate inhaltlich als Beschreibung der Stadt zur jeweiligen Zeit und geben damit indirekt Teile deren Charakters wieder. Es handelt sich um Äußerungen historisch bekannter Personen oder für die Stadtgeschichte wichtiger Bewohner wie Friedrich dem Großen, Friedrich Schiller oder Johann Heinrich Franck, Inhaber der industriell wichtigen Kaffeefirma Franck. Damit entsteht der Eindruck, das Museum sei stolz, bedeutende Persönlichkeiten als Bewohner und Besucher gehabt zu haben. Man rühmt sich mit deren einstigen Präsenz und betont die überregionale Bedeutsamkeit der Stadt, wie es auch in dritten Raum „Musensitz“ der Fall ist. Man zeigt die elitäre, kultivierte Seite und profiliert sich. Teils kann man sie gleichfalls ironisch verstehen. Im goldenen, die Stadt rühmenden Raum Eins heißt es nach Friedrich dem Großen: „Denken Sie ja nicht, dass das Land Württemberg für sie geschaffen worden ist, vielmehr dass die Vorsehung Sie auf die Welt hat kommen lassen, um dieses Volk glücklich zu machen.“ Damit wird der „Gute Fürst“, Eberhart Ludwig, der dem Land Württemberg pompöse Barockbauten schuf, in seiner Selbstüberzeugung gezügelt. Möglicherweise ist dies ein ironischer Blick auf die eigene Geschichte, der den vor Selbstverständnis trotzenden, inszenierten ersten Raum kontrastiert und beschwichtigt. Das Zitat im Kabinett „Bürgerstadt“ regt hingegen zum Nachdenken über Identität an und gibt dem Besucher weiterführende Gedanken mit auf den Weg: „Wer ist Ludwigsburger? Sind das nur die Personen, die in Ludwigsburg geboren sind?… Ist dem gegenüber nicht vielmehr er ein Ludwigsburger, der…hier gelebt und gewirkt hat?“ (Oscar Paret). Die Zitate dynamisieren die Ausstellung und machen sie lebendig.
Die Lösung mit den Faltblättern
Konzipiert wurde die Dauerausstellung für eine breite Zielgruppe, aber aufgrund der Ausrichtung auf die Stadtgeschichte spricht sie überwiegend die Bewohner der Region an. Die Entscheidungsmöglichkeit, Objekte nüchtern zu betrachten, den Haupttext auf der Wand heranzuziehen oder seinen Wissensdurst mit den separat ausliegenden dreisprachigen Objekttexten in Form von Faltblättern zu stillen, ermöglicht dem Besucher eine individuelle Gestaltung seines Rundgang. Die Lösung Objekttexte in Form von Faltblättern bereitzustellen ist zudem eine optisch und platztechnisch gute Variante, durch die die Exponate stärker wirken können. Dem Besucher wird dadurch mehr Interpretations- und Entscheidungsfreiheit gelassen, entgegen einer ersichtlichen Verbindung des Objekts zum Raum- oder Ausstellungsthema. Denn ohne Texte bleibt der Besucher an der „Objektoberfläche“ und den Objekten fehlt das direkte Kommunikationsmedium zum Tiefengang. Der Großteil der Stadtgeschichte wird mittels bestimmter Objekte dargestellt, hinter denen meist eine individuelle Geschichte steckt, die sich leider nicht unbedingt entfalten kann, so dass das Exponat oftmals lediglich ein hübsch anzuschauender Gegenstand aus Ludwigsburg bleibt.
Das Ludwigsburg Museum: Ein Fazit
Die Fixierung dieser Ausstellung liegt auf den Ereignissen, welche die Stadt betreffen und der Frage wie die Bewohner mit diesen umgehen. Man verweist auf die Erfolge der Stadt und zeigt die Errungenschaften. Es wird ein positives Bild erschaffen. Erkennbar wird dies besonders durch die Themen der Kabinette und der ästhetischen Herangehensweise an die Objekte und Geschichten. Der Wert und die Wichtigkeit der Stadt werden durch gestalterische Elemente zum Ausdruck gebracht.
Die Kinder werden durch ein Mitmachheft zum Besuch angeregt und Tablets mit Video- oder Hörfrequenzen sowie die LUMU-App erweitern das Angebot an Informationsmöglichkeiten. Durch die Unterbringung des Museums im Kulturzentrum hat der Besucher die Möglichkeit, weitere kulturelle Angebote Ludwigsburgs im gleichen Gebäude vollkommen barrierefrei wahrzunehmen.
Wer also wissen möchte, was es mit der „Regimentsgans“ auf sich hat, sollte sich für den Herbst einen Besuch in Ludwigsburg nicht entgehen lassen.
Infobox
Ludwigsburg Museum
Im MIK
Eberhardstraße 1
71634 Ludwigsburg
Dienstag bis Sonntag 10.00 bis 18.00 Uhr
Eintritt frei
Bildquelle: MIK (Titelbild sowie Bilder im Artikel)