Den großformatigen Bildern des Malers Joan Miró widmet die Schirn Kunsthalle in Frankfurt eine umfangreiche Werkschau. „Wandbilder, Weltenbilder“ heißt die Ausstellung, die noch bis zum 12. Juni 2016 zu sehen ist. Gezeigt werden rund 50 Arbeiten des Katalanen. Nach Angaben der Kunsthalle sollen die ausgestellten Werke vor allem Mirós Abkehr von traditionellen Regeln der Malerei zeigen.
Berühmt und doch so unbekannt
Es sind die wahrscheinlich am wenigsten bekannte Werke von Joan Miró: Fische auf geteertem Sandpapier gemalt. Miró liebte es zu experimentieren. Der eher zurückgezogene Künstler malte während des Krieges mit Öl auf geteertem Sandpapier oder auf Sackleinen. Später erleuchten wieder seine Farben. Ein absoluter Höhepunkt: die drei blauen Großformate, eine Leihgabe aus dem Pariser Centre Pompidou. 250kg ist jedes schwer. Wenn man das Bild sieht, man hat nur das Blau, in dem ein paar Farbtupfer und Kleckse sind. Ist es das Universum oder doch eher ein Blick durch ein Mikroskop? Die drei Bilder entstanden 1925, dreißig Jahre bevor die Farbfeldmalerei in den USA erfunden wurde. Die Bilder scheinen seltsam zu pulsieren. Miró setzte gekonnt eine bewegte Pinselstruktur ein. So schaut man gedankenverloren diese blauen Wände an, bis man schließlich doch etwas entdeckt: Ein winziger Punkt in der linken oberen Ecke. Eine Ironie des Malers, als würde er sich über jeden lustig machen, der auf der blauen Fläche etwas sucht.
Mirós Bilder heißen oft einfach nur „Malerei“ mit typischen Symbolen: Sterne und Gesichter. Miró wollte die Malerei ermorden. Er war ein Pionier und wollte Neues schaffen. Er malt faszinierende, rätselhafte Bilder. Diese farbintensiven Kompositionen sind natürlich ebenfalls ausgestellt. Bilder, für die der Künstler so berühmt wurde. Die Bilder gelangen in die Schirn im absoluten Rohzustand. Die Gestalter haben ein echtes Privileg: die berühmtesten Bilder in der Hand zu haben.
Zeit der Meditation?
Die Ausstellung ist überraschend, die Werke sind erfrischend. Die Bilder sind locker, exponentiell. Man hat den Eindruck, Miró schaffte die Werke aus Spaß an der Freude – tatsächlich steckt aber ein ganzes Leben dahinter. Mirós Leben war intensiv und lange. Er starb mit 90 Jahren auf Mallorca, wo sein Atelier war. Die Ausstellung zeigt ein halbes Jahrhundert seiner Werke.
Wenn die Bilder manchmal so sehr leicht erscheinen, haben sie dieses Leichte und Freudige sicherlich auch dadurch, dass Miró jedes kleinste Detail im Beld bedacht und angelegt hat. Denn jedes Symbol, jede Figur fehlt, wenn man es abdeckt. Dann plötzlich funktioniert die ganze Harmonie im Bild nicht mehr.
Diese monumentalen Bilder sind anziehend. Sie strahlen eine große Ruhe aus. Man kann fast sagen, sie sind meditativ. Miró distanziert sich deutlich von der einfachen Wiedergabe der Wirklichkeit. Insgesamt ist es eine Ausstellung mit vielen Überraschungen, die einen ungewohnten Blick auf Joan Mirßo geben. Er verwendete die Wand als Ausgangspunkt für seine Malerei und setzte sie mit der Bildebene gleich. Es wird deutlich, dass für ihn die Wand nicht nur bloßes Objekt war, auf das er etwas abbildete. Sondern, dass vielmehr die Materialität entscheidend war für seine intensive physische und taktile Qualität seiner Malerei. So entstanden erst in seinen Gemälden die Haptik und Textur der Schein von Wandoberlächen. Wer die Bilder auf sich wirken lässt, wird staunen – allein aufgrund der Tatsache, dass die Werke in einem Zeitraum von mehr als einem halben Jahrhundert entstanden sind. Es wird aber intensiviert, wenn man bedenkt, dass diese Radikalität, die Miró speziell den Großformaten verliehen und bis auf wenige Andeutungen reduziert hat, im Laufe der Jahrzehnte deutlich zugenommen hat.
Infobox
Schirn Kunsthalle Frankfurt
Römerberg
60311 Frankfurt
Öffnungszeiten
Dienstag, Freitag – Sonntag: 10-19 Uhr
Mittwoch, Donnerstag: 10-22 Uhr
Montags geschlossen
Bildquelle: Hanne Hasu (Pixabay)