Seit dem 29. Januar 2016 zeigt das Badische Landesmuseum in Karlsruhe eine neue Medieninstallation. Unter dem Titel „Ich, Karl Wilhelm! Die Legend meiner Stadt. Ein Filmerlebnis im Turm.“ wird ein einzigartiger Film gezeigt, der die Besucher zurück in die Barockzeit versetzt. Sie werden Zeugen von Gedanken und Gesprächen des sagenhaftes Stadtgründers Karl Wilhelm von Baden-Durlach, der die Stadt 1715 gründete. Er regierte absolut und stand hinter all seinen Taten mit Leib und Seele.
Die Sage
Der Film beginnt mit der Legende der Stadt. Sie besagt, dass Karl Wilhelm eines Tages nach der Jagd erschöpft in einem Stück Wald einschlief. Er träumte von einem großem Schloss und suchte nach einem passenden Namen für die Stadt, in der das Schloss stehen sollte. „Karl“ sollte auf jeden Fall darin vorkommen, als Zeichen seiner Stadt. Nach diversen Überlegungen, die seine Leidenschaft widerspiegeln sollten, entschied er sich schließlich für „Ruhe„. Das alte Schloss in Durlach war zerstört worden und die Nähe zum Rhein war als wichtiger Fluss für den Handel vorteilhaft. Auch der Standort im Wald war günstig, da Karl Wilhelm die Natur und Jagd liebte. Vor allem konnte Karl Wilhelm hier aber seinen Leidenschaften nachgehen: Blumen, Musik, Alchemie und Frauen. Diese Leidenschaften werden in der Installation zum einen durch die Gespräche deutlich, zum anderen werden sie durch entsprechende Filmausschnitte unterstrichen. So ist beispielsweise eine Tulpenwiese zu sehen. Highlight ist hier als eine besondere Züchtung eine Tulpe, in deren Blüte Pinocchio sitzt. Auch wird hier deutlich, dass Karl Wilhelm in seinen jungen Jahren zwar verheiratet wurde, allerdings konnte er für seine Frau keine Liebe empfinden. Auch seine Untreue wird durch den Film sehr deutlich, indem ein Gespräch mit einer seiner Mätressen nachgestellt wird.
Ebenso wird das Problem der geringen Einwohnerzahl thematisiert. Der sog. „Privilegienbrief“ wird in der Medienstation durch Paragraphen dargestellt, die immer wieder ins Bild zu fliegen scheinen. Zu diesen Paragraphen gehören u.a. die Religionsfreiheit, ein kostenloses Baugrundstück mit -holz und -sand, eine 20-jährige Steuerfreiheit, keine Leibeigenschaften für Bürger und deren Nachkommen sowie eine politische und wirtschaftliche Freiheit. Dadurch wurden viele Menschen geworben, sodass Karlsruhe bereits damals sehr international war.
Auch wird seine Vorstellung einer idealen Stadt beleuchtet: alles musste ordentlich und übersichtlich gestaltet werden. So gab es genaue Bestimmungen zu Höhe, Baumaterial, Gebäudefarbe und Anzahl von Fenstern und Türen. Straßen und Alleen liefen strahlenförmig vom Schloss weg. Dieser Grundriss ist auch heute noch zu erkennen und etwas ganz Besonderes.
Der Inhalt des Films basiert auf realen Begebenheiten, die miteinander in Beziehung gesetzt wurden. Hauptthema ist hierbei, dass Karl Wilhelm eine Goldmünze als Preis zu vergeben hat. Anwärter sind eine Hofsängern und ein Alchemist. Doch zuvor werden sie gewissenhaft geprüft.
Die Medieninstallation ist eine Kooperation zwischen dem Badischen Landesmuseum und der FA Tamschick Media+Space in Berlin. Visuelle Grundlage waren Original-Gemälde, die digitalisiert und so perfekt eingesetzt werden, dass der Film fast wie 3D wirkt. Gesprochen werden die Figuren von bekannten Personen. So übernimmt der Schauspieler Ben Becker die Rolle des Karl Wilhelms. Die Nebenrollen werden von den Werbe- und Synchronsprechern Alexandra Doerck, Ingo Abel und Hanns Jörg Krumpholz übernommen.
Infobox
Der Film hat eine Laufzeit von 23 Minuten und wird ab 11 Uhr zu jeder vollen Stunde gezeigt. Es können Tickets nur für die Begehung des Turm inkl. Film erworben werden oder eben ein Kombiticket zwischen Ausstellung, Turmbesichtigung und Film. Gezeigt wird die audiovisuelle Inszenierung im Turmzimmer im ersten Obergeschoss der Ausstellung „Schloss und Hof Karlsruhe“. Der Raum wurde ausschließlich für diese Installation umgebaut und ausgestattet.
Badisches Landesmuseum Karlsruhe
Schloßbezirk 10
76131 Karlsruhe
Bildquelle: Marisa Schiele