Seit dem 1.10.2016 ist im Historischen Museum zu Speyer die Sonderausstellung „Maya – das Rätsel der Königsstädte“ zu sehen, die über die präkolumbianische Kultur der Maya berichtet. Die Ausstellung rückt das Verhältnis von Mensch und Natur in den Fokus, denn hier wird erstmals die komplexe Organisation von Stadtanlagen im tropischen Regenwald dargestellt. Hierbei werden 250 Exponate gezeigt. Ein Großteil der Objekte in der Ausstellung stammt aus mittelamerikanischen Museen und ist im Zuge des Kooperationsprojekts mit dem niederländischen „Drents Museum“ in Assen erstmalig in Europa zu sehen. Es sollen Antworten gegeben werden auf Fragen nach dem Alltagsleben der Maya und vor allem dem Verschwinden der Hochkultur. Außerdem wird geklärt, wie die Maya in dieser scheinbar menschenfeindlichen Umgebung des Regenwalds leben und überleben konnten. Immerhin wurden bereits vor 3.000 Jahren die ersten Spuren der Maya entdeckt. Highlight hierbei ist jedoch die digitale Rekonstruktion der Mayastadt Uxul. Diese vermittelt einen Eindruck davon, wie das Leben in den Stadtanlagen organisiert war und welcher Aufwand betrieben werden musste, um die Bevölkerung der Maya-Stätten mit Wasser und genügend Lebensmitteln zu versorgen. Sie rückt das Verhältnis von Mensch und Natur in den Vordergrund, wobei nicht nur der Adel fokussiert wird, sondern auch der Alltag der einfachen Menschen, die in den Städten und deren Umland wohnten. Filme zeigen das digital rekonstruierte Leben der Stadt Uxul.

Maya – zwischen Maismenschen und Gottkönigen

Zu den Exponaten gehören spektakuläre, europäische Leihgaben, wie ein mit Schnitzereien verzierter, hölzerner Türsturz aus Tikal oder die sogenannte, vollständig erhaltene „Berliner Kriegsvase“, auf der eine Kampfhandlung zu sehen ist. Sie zeugen sowohl von dem herausragenden, künstlerischen Schaffen als auch von dem Alltagsleben der Maya und erzählen auf eindrucksvolle Weise von Blütezeit und Untergang der Königsstädte. Zu sehen sind Originalfunde aus Guatemala und Mexiko: Stelen, Wandgemälde, Skulpturen, Weihrauchgefäße und als kleine Höhepunkte viele Figurinen, die ausdrucksstark und teils in kühnem Comicstil das große künstlerische Geschick der Maya im Regenwald dokumentieren. Im Mittelpunkt der Gesellschaft stand der König, nicht nur als Mensch, sondern vielmehr auch als Gott. Die Grabbeigraben, die auch in Speyer zu sehen sind, zeigen den gesamten Hofstaat. Doch wieso verschwanden sie zwischen 800 und 1.500 nach Christus? Die Blütezeit der Maya fand immerhin erst im ersten Jahrtausend nach Christus statt. Der Maisgott war bei ihnen einer der zentralsten Gottheiten. Der Mais selbst ist elementarer Bestandteil der Ernährung der Maya, sie glaubten auch, ihr Volk sei aus Mais entstanden. Denn Maya bedeutet in ihrer Sprache nichts anderes als „Maismenschen“. Der Hofstaat El Perú ist in der Ausstellung ein besonders schönes Exponat. Es ist ein Ensemble von verschiedenen Figuren, die von einer Darstellung einer Königin und eines Königs bis hin zu Tänzerinnen und sogenannten Hofzwergen gehen. Auch Schmuck ist ein einer vielfältigen Ausführung vorhanden. Für Gottkönige und die hohe Elite ist Jade das Schmuckelement schlechthin.

Die Ausstellung ist auch für die Kleinsten interessant, da sie sehr familiengerecht gestaltet wurde. Diese Herangehensweise gehört auch zum Profil des Historischen Museums in Speyer. Für Kinder wurde deshalb in der Ausstellung ein eigener Rundgang angelegt, auf dem sie spielerisch die Welt der Maya erforschen können. Kinder und Familien können die Welt der Maya außerdem mit einem eigenen Audioguide und anhand von elf Mitmachstationen fantasievoll erkunden: Sie erfahren mit welchen Tieren die Maya ihren Lebensraum teilten, dass sie bereits Avocados, Kürbisse und Kakao anbauten und wie die kunstvollen Schriftzeichen, die Maya-Hieroglyphen, zu lesen sind. In den Weihnachtsferien lädt das Museum Kinder zwischen fünf und zwölf Jahren zu offenen und kostenlosen Workshops ein. Sie stehen ganz im Zeichen der Maya, dauern jeweils 30 Minuten und finden in der Zeit von 14 bis 17 Uhr statt. Es ist keine Anmeldung erforderlich. Hierbei erlernen sie, was die geheimnisvollen Maya-Schriftzeichen bedeuten und wofür die Striche und Punkte stehen, die auf vielen Stelen oder Keramikgefäßen zu finden sind. Sie gestalten außerdem ein Faltbuch mit Maya-Hieroglyphen und -Zahlen, das mit nach Hause genommen werden kann.

In Speyer dem Volk der Maya so nah sein wie noch nie

Die Maya-Ausstellung ist konzeptionell und von der Präsentation mal wieder ein echtes Highlight des Museums. Die Informationen sind modern, visuell und akustisch. Die spannende Kultur der Maya kann auch interaktiv erschlossren werden, wobei der vorbildlich auf Kinder besonders eingegangen wird. Neben der Geschichte der Königsstädte und sehr interessanten, teilweise originalen Ausstellungsgegenständen lernt der Besucher auch sehr viel über das Leben, die Ernährung und die Kultur. Das Personal ist sehr freundlich und hält sich in der Ausstellung immer diskret im Hintergrund, ist dennoch präsent und steht auch für Fragen zur Verfügung. Sehr gelungen ist vor allem die Einbindung moderner Medien in die Ausstellung. So kann mit bereitgestellten iPads eine interaktive Karte einer alten Maya Stadt gescannt werden, woraufhin im iPad eine Simulation der Maya-Stadt erscheint. Weiterhin erhält der Nutzer diverse Aufgaben, welche mit dem iPad abzuarbeiten sind. Die Maya-Ausstellung ist ein absolutes Muss für einen Museumsbesuch. Sie ist sehr umfangreich und detailliert – zwei Stunden sollte man sich auf jeden Fall Zeit nehmen. Die Maya-Ausstellung hat Weltniveau. Beeindruckend, was für eine Vielzahl von interessanten Exponaten hier herangeschafft wurde!

Den Link zum Video gibt es hier.

Der Katalog zur Ausstellung kann nicht nur im Museumsshop erworben werden, sondern auch online direkt beim Hirmer-Verlag.

Infobox

Historisches Museum der Pfalz Speyer
Domplatz 4
67346 Speyer

Bildquelle: Albert Dezetter (Pixabay)