Inmitten der Stadt Rom liegt der Vatikan – das Zentrum des Katholizismus. Der Vatikan ist sowohl ein von Mauern umgebener Stadtstaat als auch der Sitz des Papstes. Innerhalb dieser Mauern steht ein unvergleichliches Museum voller zeitloser Kunstschätze. Im ersten Teil der Hidden Highlights der Vatikanischen Museen wurde bereits das Geheimnis um Michelangelos 3D-Kunst gelüftet. Doch was hatte Luther mit dem Vatikan zu tun?
Luther in den päpstlichen Gemächern des Vatikans
Wenn man sie so sieht in ihren farbenprächtigen Kleidern, so kann man kaum glauben, dass die Schweizer Garde eine gute gedrillte Elitetruppe ist. Seit 500 Jahren ist sie für den Schutz der Päpste zuständig. So auch im Jahr 1527, als Söldnerheere Tod und Verwüstung über Rom brachten. Noch heute sind in den Vatikanischen Museen Spuren davon sichtbar. Die ehemals päpstlichen Wohnräume gestaltete ein anderer großer Maler der Renaissance: Raphael. Restauratoren des Raphaelsaals wussten beispielsweise nicht, dass Augen von Figuren blau sind. Es gab aber auch noch andere Überraschungen: Ein Fresko wurde bereits vor über 10 Jahren restauriert. Dabei wurden neben Schäden an den Gesichtern der Päpste auch Einritzungen wie den Namen „Luther“ entdeckt. Martin Luther war Mönch. Er lehnte sich gegen die Kirche auf und wurde ausgeschlossen. Doch wie gelangte sein Name auf ein Fresko in den Gemächern des Papstes? Die Freskenmalereien entstanden in Zeiten als Päpste Unmengen an Geld für die prachtvolle Darstellungen ihrer Macht ausgaben. Luther und seine Unterstützer verabscheuten diese Verschwendungssucht der Kirche. Als Luther in Rom war, stießen ihn die Zustände dort ab. Danach kämpfte er für die Reformierung der katholischen Kirche. Dieser Religionsstreit erreichte einen tragischen Höhepunkt als ein Heer des deutschen Kaisers Karl V. in Rom einfiel. Es waren weit über 20.000 Soldaten und deutsche Söldner. Für die Truppenführer ging es um politische Vorherrschaft, doch als der Sold ausblieb, befolgten die Soldaten ihre Befehle nicht mehr. Der Angriff begann morgen um vier Uhr bei dichtem Nebel. Niemand sah also die Soldaten kommen. Es war die größte Truppeninvasion in Rom seit 500 Jahren. Die Soldaten marschierten auf den Petersplatz. Sie stießen wüste Beschimpfungen aus und wollten den Papst tot sehen. Doch die Papstanhänger pöbelten zurück. Eine wahrlich chaotische Situation, in der zusätzlich Panik ausbrach. Die Schweizer Garde rückte an und der Papst bereitete seine Flucht vor. Die Schweizer Gardisten hatten für solche Fälle zwar trainiert, doch sie waren zahlenmäßig unterlegen. Bei dem Kampf starben dreiviertel der Soldaten der Schweizer Garde. Sie verteidigten den Papst bis zuletzt. Es war ein Mann-gegen-Mann-Kampf der mit Dolchen und Messern ausgetragen wurde – ein mörderisches Gefecht. Zwar unterlag die Schweizer Garde, doch der Papst konnte über einen Fluchtgang entkommen. Dieser Gang verbindet den Vatikan mit einer schwer einnehmbaren Burg verbindet. Die Soldaten schossen sobald sie ihn sehen konnten, der Papst musste rennen. Der Papst brachte sich in der Engelsburg in Sicherheit, während die Bewohner der Stadt misshandelt und abgeschlachtet wurden. Gräber von Päpsten wurden entweiht, Überreste aus den Gräbern gerissen. Wer waren die Männer, die solche Grausamkeiten begingen? In einem Vorort von Rom gibt es womöglich die Antwort auf diese Frage: in der prächtigen Villa des damaligen päpstlichen Bankiers. Dort hinterließen Soldaten Graffiti an den Wänden: „1521“ oder „Was soll ich schreiben und nicht lachen?“ und „Die Landsknechte haben den Papst laufen machen.“ Die Landsknechte waren deutsche Elitesöldner und damals eine gefürchtete Fußtruppe. Diese Soldaten hatten Gründe den Raphaelsaal im Vatikan zu verwüsten, denn sie sympathisierten mit Luther. Bei der Plünderung und Brandschatzung der Stadt starb mehr als die Hälfte der Einwohner. Es verging fast ein Jahrhundert bis sich Rom davon wieder erholt hatte.
Bildquelle: Waldo Miguez (Pixabay)