Die National Portrait Gallery in Washington D.C. hat einen besonderen Publikumsmagneten: Die Hall of Presidents. Dies ist der einzige Ort außerhalb des Weißen Hauses in den USA, an dem man Portraits aller US-Präsidenten sehen kann. Jetzt wurden zwei neue Portraits enthüllt, nämlich die offiziellen Bilder von Barack Obama und seiner Frau Michelle. Barack Obama hat sich den Künstler Kehinde Wiley ausgesucht. Er ist dafür bekannt, dass er Afro-Amerikaner in den Posen alter Meister darstellt. Es ist vor allem ein politisches Statement, denn Wiley ist der erste schwarze Künstler, der für ein offizielles Präsidentenportrait ausgewählt wurde.
Obamas Portrait zeigt ihn in einem Anzug auf dem Stuhl sitzend. Man weiß nicht, ob er lächelt. Man könnte fast sagen, er hat einen Mona Lisa ähnlichen Gesichtsausdruck. Der Hintergrund ist voll grüner Blätter. Kehinde Wiley bleibt damit seinem Stil treu: Zum einen übernimmt er die Darstellungen europäischer Meister, er übergibt den Menschen in seinen Gemälden also die Posen der alten Meister. Zum anderen sind es die ornamentalen Hintergründe, was insgesamt wie seine Signatur angesehen werden kann. Gleichzeitig ist bei Barack Obama ein flamboyanter Stil, für den Wiley bekannt ist, in den Hintergrund getreten. Der blättrige Hintergrund hat fast etwas Melancholisches, ebenso Obamas Gesichtsausdruck. Die Arme sind über den Knien verkreuzt, was eine gewisse Distanz zum Betrachter aufbaut.
Welche Botschaft birgt Obamas Portrait?
Auf der einen Seite schreibt es Wileys Programm weiter. Sein großes Thema ist ja, wie man Menschen mit afro-amerikanischen Wurzeln in einer von Weißen dominierten Bildkultur präsentieren. Wiley wählt hierfür bestimmte Strategien, wie beispielsweise glänzende schwarze Haut, was die Dargestellten attraktiv erscheinen lässt. Auf der anderen Seite ist es auch für Barack Obama wichtig, ein Portrait zu haben, was ihn einerseits als den ehemaligen Präsidenten der USA darstellt, andererseits aber auch als einen reflektierten Präsidenten, der auch die Besonderheit seiner Rolle weiß. Wiley setzt so diese Ambivalenzen perfekt ins Bild.
Amy Sherald malt Michelle Obama
Michelle Obama hat sich für ihr Portrait die afro-amerikanische Künstlerin Amy Sherald ausgesucht – ebenfalls eine Künstlerin, die bekannt für ihre Portraits von Schwarzen ist. Auf den ersten Blick wirkt dieses Portrait sehr konträr zu Barack Obamas Portrait. Michelle Obamas Portrait ist sehr schlicht mit einem monochromen Hintergrund, er scheint in einen blau-grauen Mix zu gehen. Sie trägt ein weißes Kleid mit geometrischen Mustern, die an die 1920er Jahre erinnern. Ihre Haut ist nicht glänzend, sondern ist in grauen Tönen dargestellt. Dafür ist Sherald bekannt, denn alle ihre Portraitierten haben diese besondere Hautfarbe, was die Gemälde in die Nähe einer photografischen Darstellung bringt. Auch hier zeigt sich ein melancholischer Effekt, was die Harmonie zu Barack Obamas Portrait bringt.
Sind die Obama-Portraits ein Statement zur aktuellen politischen Situation in den USA?
Barack Obama wird mit einer hoffnungsvollen Zeit verbunden, mit der er damals angetreten ist, mit all den Plänen, die umgesetzt werden sollten. Barack Obama scheint fast in den Hintergrund zu rücken in seinem Portrait, er wirkt schon den Blautönen fast umschlossen, fast märchenhaft. Michelle Obama wirkt wie in einer Schwarz-Weiß-Fotografie. Das zeigt sehr gut die aktuelle politische Lage in den USA, ein Stück verlorener Hoffnung. Barack und Michelle Obama sind sehr der Popkultur zugewandt. Er veröffentlichte Songlisten, sie scheint der Modeaffin. Doch beide scheinen bewusst aufgrund der aktuellen Situation, die eben nicht diese popkulturellen Effekte in den Vordergrund stellt, diese Art der Darstellung gewählt zu haben.
Ab dem 13.02.2018 sind die Portraits für die Öffentlichkeit zu sehen. Barack Obamas Portrait wird in der Hall of Presidents zu sehen sein, das von Michelle Obama aber in einem anderen Teil des Hauses.
Bildqulle: #kehindewiley (Instagram)