Liebe vergeht, die Überreste bleiben. Symbole hierfür können ein verbranntes Brautkleid, alte Kaffeetassen oder Zigarettenstummel sein, denn das Museum of Broken Relationships erinnert Besucher nun an die traurigsten Beziehungen und spricht den ein oder anderen Besucher womöglich direkt damit an. Das Museum of Broken Relationships ist ein Kabinett aus Zagreb. Es sammelt und zeigt in seiner weltweiten Wanderausstellung Objekte zerbrochener Beziehungen, ihre Relikte, Erinnerungsstücke oder ihre Scherben und erzählt die Bedeutungen, die damit verbunden sind. In dieser Ausstellung sind Gegenstände zu sehen, die an gescheiterte Beziehungen und zerbrochene Träume erinnern. Jedes der Exponate ist von Privatpersonen gestiftet. Die persönlichen Geschichten zu den Objekten sind dahinter auf Folie an der Wand zu lesen. Die Wanderausstellung gastiert noch bis zum 15. Mai 2016 in Köln.
Nah und doch so fern
Eines der Exponate ist keine gemeinsame Fotografie, keine verwelkte Rose, kein Brief und auch kein Ring, sondern ein türkisblauer Aschenbecher, der nach wie vor mit Zigarettenstummeln und schwarzer Asche überhäuft ist. Dahinter steckt eine mehr als rührende Geschichte, denn die Stiftern dieses Exponats schreibt: „Häufig wurde ich nachts wach und er lag nicht neben mir. Mein Ex-Freund, unglücklich mit sich selbst und seinem Leben, fand oft keinen Schlaf. So saß er stundenlang im Dunkeln auf meinem kleinen Balkon, hörte Musik und rauchte.“ Genau dann habe sie ihn durch das Fenster beobachtet. Traurig, dass er es nicht aushielt bei ihr im Bett zu liegen. Doch andererseits genügte es ihr dennoch, dass ihr damaliger Partner einfach in ihrer Nähe war. Nach der Trennung schaffte sie es sogar als Nichtraucherin nicht, den Aschenbecher zu leeren oder ihn gar vom Balkon zu verbannen. Von Vorteil für das Museum of Broken Relationships, denn nun ist der besagte Aschenbecher ausgestellt!
Dies ist nur eines von insgesamt 80 Exponaten, die ein Kunstprojekt der ganz besonderen Art darstellen. Sie offenbaren Intimität und werden auf eine bedrückende, aber dennoch faszinierende Weise präsentiert. Ein Gang durch dieses Museum gleicht fast dem heimlichen Lesen eines Tagebuchs. Die Geschichten offenbaren viele Details, die man mitunter gar nicht den besten Freunden erzählen würde. Aus diesem Grund bleiben die Geschichten anonym. Neben der Objektbeschreibung werden lediglich die Länge der Beziehung sowie der Wohnort der Stifter vermerkt. Alles andere bleibt geheim und inspiriert den Besucher.
Trauer, Wut und vor allem eins: Humor
Die Geschichten selbst sind oftmals von Sehnsucht, Melancholie, Tragik oder gar Wut geprägt. Nicht immer erfährt der Besucher den Grund für das Ende der Beziehung. Die Stücke fordern vielmehr nachzudenken und rufen zur Reflexion der eigenen Beziehungen auf. Aber auch der Umgang mit Verlust wird dadurch ins Bewusstsein gerufen, sodass der Besucher sich damit auch fast sogar selbstverständlich auseinandersetzt.
Doch nicht immer bleibt es melancholisch in der Ausstellung. Für Aufheiterung sorgt beispielsweise eine Tube mit Herpes-Creme. Fast schon humorvoll wird hier etwas ausgestellt, das einen nach Ende der Beziehung nicht mehr so schnell los wird. Die Stifterin dieses Objekts war mit ihrem Partner sieben Jahre zusammen, sie lernten sich an Karneval kennen. Es dauerte drei Jahre bis die Infektion bei der Stifterin ausbrach. „Nach circa drei Jahren Beziehung hatte ich seinen Herpes geerbt. Wir lachten manchmal darüber, wenn die Infektion mal wieder ausbrach. Jedes Jahr, spätestens am Karnevalssamstag behandele ich neu entdeckte Herpesbläschen mit der Creme. Dann erinnere ich mich an Georg und die Karnevalsküsse und streiche nachdenklich über meine Lippen.“
Wegwerfen? Behalten? Abgeben?
Es sind eher Objekte von gescheiterten Beziehungen, die lange zurückliegen. Aktuelle Gegenstände zu bekommen scheint schwierig zu sein – loslassen klappt nicht immer und meistens sind diese Gegenstände ja doch ein Stück schöner Erinnerungen. Denn stiftet man einmal solch einen besonderen Gegenstand, bekommt man ihn nie wieder zurück. Er verbleibt im Museum. Auch wenn die Beziehung nicht immer hält, die gemeinsame Erinnerung bleibt und wird nun mit der Öffentlichkeit geteilt.
Infobox
Museum of Broken Relationships
Altes Pfandhaus
Kartäuserwall 20
50678 Köln
Bildquelle: Steve Buissinne (Pixabay)