Paris – die Stadt der Liebe! In einem Vorort liegt ein Schloss, hinter dessen Sehenswürdigkeit sich so manches Geheimnis verbirgt. Von den verschlüsselten Briefe der ehemaligen Königin Marie-Antoinette über die Fechtkünste der Musketiere bis hin zur Mordwaffe eines erfinderischen Attentäters. Diese Geheimnisse verbergen sich für jedermann sichtbar im Schloss von Versailles!
Jedes Jahr besuchen 10 Millionen Menschen ein Museum am Stadtrand von Paris, das einst ein königlicher Palast war: Versailles. Hier residierten Könige von Gottes Gnaden. Sie beherrschten Frankreich und weite Teile Europas. Versailles gilt als Theater, dessen Stück „Der König ist einzigartig und allmächtig“ hieß. Seit 1682 war Versailles die Residenz des Ludwig XIV und bliebt es bis zur Französischen Revolution 1789. Hier residierten die Könige in prächtig ausgestatteten Räumen. Sie hatten zahlreiche Affären und führten blutige Kriege. Eine lang gezogene Säulenhalle ist die sogenannte Schlachtengalerie. Viele französische Regimente präsentierten sich hier. Einige davon existieren noch heute.
Was haben die Musketiere mit Versailles zu tun?
Auf Gemälden gezeigte rote Uniformen mit weißen Kreuzen wurden nur einige Jahrzehnte getragen und wurden dennoch berühmt: durch die drei Musketiere. In Filmen werden sie meistens als Draufgänger mit Degen dargestellt, immer auf Abenteurer hinaus. Sie fechten und siegen, getreu dem berühmten Motto „Einer für alle – alle für einen!“ Doch wie sah das Leben eines Musketiers tatsächlich aus? Im Châteu Vaux-le-Vicomte, einem Schloss aus dem 17. Jahrhundert, feierte Ludwig XIV einst prunkvolle Feste. Die Musketiere waren damals auch dabei. Musketiere wurden tatsächlich zu erstklassigen Kämpfern ausgebildet – genau so wie es in heutigen Filmen gezeigt wird. Oft sorgen sie in Filmen auch für Lacher. Doch die Realität sah ganz anders aus. Das Kreuz auf der Uniform steht für den heiligen Auftrag der Musketiere. Sie waren die Leibgarde des, wie man glaubte, von Gott bestimmten Königs. Musketiere schworen den König mit ihrem eigenen Leben zu schützen. Bei Empfängen wie auch im Schloss war der König vor Anschlägen nie sicher. Die Musketiere mussten also stets auf der Hut sein. Der König schickte sein Musketiere aber auch in den Krieg. Auf ihrer Fahne ist sogar eine Kanonenkugel zu sehen. Es hieß, wo die Kugel einschlägt sei der Tod nicht weit. Als Soldaten des König hatten sie also tapfer zu sein und an vorderster Front zu kämpfen. Sie wurden auch „verlorene Kinder“ genannt, weil sehr viele von ihnen im Kampf starben. In den Filmen endet die Geschichte damit, dass d’Artagnon Musketier wird und eine Muskete hält. In Wahrheit jedoch traf ihn eine Musketenkugel in den Hals und er starb auf dem Schlachtfeld. Doch weil so viele Musketiere auf dem Schlachtfeld fielen, gab Ludwig XIV den Namen der Truppe auf.
Doch neben dieser eindrucksvollen Schlachtengalerie, die das Leben der Musketiere aufdeckt, verbirgt sich in dem Schloss noch ein weiteres Geheimnis: ein mysteriöser Tod einer Mätresse. In Versailles schlossen Könige ihre Ehen zur Stärkung politischer Allianzen und um die Thronfolge zu sichern. Liebe und Lust suchten sie bei den Hofdamen. Versailles hat im Laufe seiner Geschichte berühmte Mätressen gesehen: Madame de Pompadour, Madame du Barry und die Mätresse des Ludwig XIV Madame de Montespan. Letztere war charmant, intelligent und galt als die Schönste ihrer Zeit. Mätresse zu sein galt damals jedoch nicht als skandalös. Kinder, die aus solchen Verbindungen hervorgingen, waren Zeichen für die Männlichkeit des Königs. Es gab aber auch Zeiten, in denen Mätressen nicht gern gesehen waren. Im unruhigen 15. Jahrhundert hatten die Engländer große Teile Frankreichs besetzt. Der französische König Karl VII musste mit seinem Hof ins Loire-Tal flüchten. Er hatte zwar Frau und Kinder, doch als eine neue Hofdame ins Schloss kam, war es um ihn geschehen. Ihr Name war Agnès Sorel. Sie wurde seine Geliebte und war sechs Jahre lang seine Mätresse. Doch dann starb sie ganz plötzlich. Doch wie und warum starb Agnès Sorel? Und welche Auswirkungen hatte ihr Tod auf die Geschichte? Ihre Feinde hatten gute Gründe sie ermorden zu wollen. Nachdem sie zur offiziellen Mätresse des König ernannt wurde und auch ihre drei Kinder von Karl VII als ehelich erklärt wurden, fürchtete Karls ältester Sohn seine Thronfolge. Auch war sie politisch interessiert und sicherte Karl durch Geschick die Finanzierung der Kriege.
Die mysteriöse Urne
Agnès Sorel soll in einer Kirche ganz in der Nähe des Schlosses bestattet sein. In einer Urne wurde ein Schädel entdeckt, der näher untersucht wurde. Er gehörte zu einer jungen Frau, die Agnès Sorel sehr ähnlich sieht. In ihren Überresten wurden Spuren von Wurmeiern und Spulwürmern gefunden. Ebenso wurden Spuren von Quecksilber gefunden. Quecksilber diente im Mittelalter sowie in der Renaissance als Arzneimittel gegen Wurmbefall. Somit könnte es als Medizin verwendet worden sein. Doch bei der Untersuchung von Haarproben schoss die Quecksilberkurve in die Höhe. Das lässt darauf schließen, dass sie eine große Menge an Quecksilber kurz vor ihrem Tod einnahm. Vielleicht hatte ihr jemand zu viel davon in die Medizin? Oder zwang sie gar es zu trinken? So oder so, fest steht, dass Agnès Sorel eine tödliche Dosis zu sich nahm. Vielleicht war es ein Unfall. Vielleicht verübte aber jemand einen Mord, um ihren immensen Einfluss auf den König zu beenden.
Faszination Versailles
Für den heutigen Besucher wirkt Versailles mit all seinem Dekor wie eine Kulisse für das Leben der Reichen und Berühmten. Und so war es auch, denn wer hier lebte, gehörte zur Oberschicht, dem Adel. Und dieser Prunk vermittelte, wer das Sagen hatte. Der König! Der König war heilig, denn er war der von Gott auserwählte König von Frankreich. Ludwig XVI traf die Revolution 1789 völlig unvorbereitet. Seine Untertanen stürmten die Bastille, erklärten alle Menschen für gleich und enthaupteten ihn vier Jahre später. Sein Tod markiert einen historischen Wendepunkt, doch der Name seiner Ehefrau ist bekannter: Marie-Antoinette. Sie wurde zum Sinnbild der menschenverachtenden Adligen jener Zeit. Menschen, die hungerten, weil es kein Brot gab, soll sie empfohlen haben, Kuchen zu essen. Diese totgeweihte Marie-Antoinette wurde zu einer tragischen Berühmtheit. Doch war sie wirklich so oberflächlich wie überliefert? Oder war sie nur Opfer der historischen Umstände? Die Antwort darauf findet sich im Museum. Versailles, drei Monate nach dem Sturm auf die Bastille. Am 5. Oktober stürmte eine wütende Menge nach Versailles. Die Menschen machten die Königsfamilie für die Hungersnot verantwortlich. In der Nacht wurde das Schloss gestürmt, Aufständige suchten Marie-Antoinette. Sie überwältigten die Leibgarde und brachten sie um. Marie-Antoinette wollte nicht das nächste Opfer werden und floh durch einen Geheimgang. Vier Jahre lang stand die Königsfamilie unter Schutz bis der König enthauptet wurde. Doch einigen genügte dies nicht. Marie-Antoinettes Prozess war schändlich und blamabel. Gesetze wurden gebrochen, eine Verteidigung war nicht möglich. Sie wurde zum Opfer, weil jeder sie kannte. Größtenteils waren es fadenscheinige Vorwürfe. Sie sei eine Spionin, verachte das Volk und führe ein ausschweifendes Leben. Sie wurde also zu Unrecht verurteilt. Vielleicht aber auch nicht. Im Nationalarchiv in Paris finden sich aufschlussreiche Briefe, die sie schrieb als sie unter Arrest stand. Die Briefe sind verschlüsselt, denn für jeden Brief galt ein Codewort. Im Ausland suchte sie Unterstützer für die Wiedereinführung der Monarchie. Dies galt als Hochverrat, wofür sie gehasst wurde. Sie musste daher sterben. In Versailles haben nie wieder Könige residiert. All die glitzernde Pracht ist nunmehr für die Besucher da. Regieren hier nun die Touristen?
Bildquelle: Denis Florent (Pixabay)