Hamburg – nur zu bekannt sind die üblichen oftmals überlaufenen Sehenswürdigkeiten der Innenstadt, Hafencity und Co. Nur wenige Touristen sind sich der Naherholungsregionen im unmittelbaren Umland der Stadt bewusst. Doch der Ausflug ins Grüne lohnt sich nicht nur für Naturliebhaber und Sportbegeisterte, auch Kulturfreunde kommen auf ihren Geschmack. Im südlich von Hamburg gelegenen niedersächsischen Rosengarten-Ehestorf ragen die alten Reetdächer der Häuser auf dem Gelände des Freilichtmuseums am Kiekeberg idyllisch aus dem Naherholungsgebiet „Schwarze Berge“ hervor.
Im Jahre 1953, nach jahrelangen Überlegungen, wird das Freilichtmuseum am Kiekeberg als Außenstelle des Helms-Museums Harburgs gegründet. Der Initiator Willi Wegewitz war bestrebt Tradition und Kultur der schwindenden Landwirtschaft der Heide zu bewahren. Im selben Jahr wird das erste Gebäude, der noch heute zu bestaunende Honigspeicher aus Riepshof bei Otter, (wieder) aufgebaut. Seitdem erfreut sich das Museum ständigem Zuwachs und präsentiert mittlerweile unteranderem rund 40 historische Gebäude auf einem Gelände von ca. 40 Hektar. Nicht mit eingerechnet sind hierbei die elf Außenstellen des Museums die saisonal besucht werden können. Heute ist das Museum eine Stiftung und gehört nicht mehr zum Helms Museum und dem Landkreis Harburg.
„Es war einmal…“ – Vom ländlichen Leben in Heide und Marsch um 1600 bis 1980
Das Freilichtmuseum am Kiekeberg spannt den Bogen vom 16. bis Ende des 20. Jahrhunderts. Regelmäßige Sonderausstellungen erweitern den Blick in Gegenwart und Zukunft. Auf dem Gelände können die Besucher in vergangenes ländliches Leben eintauchen. Die historischen und begehbaren Gebäude ermöglichen einen Einblick in Heide und Marsch des 18. Jahrhunderts sowie das Dorfleben Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts als die Industrialisierung begann dort Einzug zu halten. Aktuell beschäftigt sich das Museumsteam mit dem Ausbau des Bereiches der sogenannten „Königsbergerstraße“, das heißt der Nachkriegszeit auf dem Land.
Sollte mal wieder das nur allzu gut bekannte „Schietwetter“ herrschen, kann es sich der Besucher im Ausstellungsgebäude (Haus 7) oder dem Agrarium (Haus 1) gemütlich machen. Über drei Etagen zeigt das im Stil eines Schaudepots eingerichtete Agrarium historische und landwirtschaftliche Geräte sowie Ernährungswirtschaft. Gespickt mit zahlreichen interaktiven Hands-on Stationen und einer Kaffeerösterei im Erdgeschoss der Ausstellung, bietet es für Groß und Klein ein sinnliches Erlebnis. Das Ausstellungsgebäude beinhaltet die Dauerausstellung „Spielwelten“. In dieser 2016 eröffnete, ebenfalls interaktive Ausstellung fühlt der ein oder andere sich in seine Kindheit zurück versetzt und kann durch 2.000 Objekte der 1950er bis 1980er in Erinnerungen schwellgen. Museumsladen, Bioland Bäckerei und Museumsgasthof laden zum ausgedehnten Träumen und Schlemmen ein.
Zu sehen sind aber nicht nur historische Bauten und die schon erwähnten Ausstellungen, sondern auch Gärten mit historischen, regionalen, fast vergessenen Gemüse-, Obst-, Kräuter- und Blumensorten sowie historische Haus- und Nutztierrassen. Bunte Bentheimer Schweinen, Ramelsloher Hühner und Schleswiger Kaltblut sind nur ein paar Beispiele der Tierrassen, die das Freilichtmuseum mittels Zuchtprogrammen vor dem Aussterben bewahrt. Daher ist es nicht unwahrscheinlich das ein oder andere Ferkel oder Küken bestaunen zu können. Punkten kann das Museum aber auch durch zwei interaktive Erlebnispfade für Groß und Klein und der Barrierefreiheit in weiten Teilen des Geländes.
Aktionstage, Sonderausstellung & Außenstellen
Das Freilichtmuseum am Kiekeberg hat viel zu bieten! Wöchentliche Schauvorführungen von landwirtschaftlichen Gerätschaften und alter Handwerkskunst sind nur wenige der vielseitigen Angebote. Denn der Veranstaltungskalender des Museums verzeichnet mehrmals pro Monat Aktionstage. Besonders bekannt und beliebt sind der zweimal jährlich stattfindende Pflanzenmarkt, der Historische Jahrmarkt und das Oldtimertreffen. In den Sommermonaten kann man bei der „Gelebten Geschichte 1804“ und „- 1904“ Geschichte hautnah nacherleben. Auch Plattdeutsch wird auf unterschiedliche Weise im Museum gepflegt.
Bis Oktober zeigt das Museum die liebevoll gestaltete Sonderausstellung „Aufgeblüht! Norddeutsche Gartenkultur“, die sich neben der Sonderausstellungsfläche im Ausstellungsgebäude auch bis in die Gärten des Außengeländes erstreckt. Diese macht unter anderem deutlich, dass auch schon vor 100 Jahren Stadtbewohner die Erholung im Grünen suchten – also ein Besuch am Kiekeberg lohnt sich aus vielerlei Hinsicht!
Infobox
Freilichtmuseum am Kiekeberg
Am Kiekeberg 1
21224 Rosengarten-Ehestorf
Öffnungszeiten: ganzjährig, Dienstag-Freitag: 9-17 Uhr, Wochenends und Feiertags: 10-18 Uhr
Eintrittspreise: freie bis 18 Jahre, Erwachsene 9 €
Bildquelle: Freilichtmuseum am Kiekeberg
[…] Einen musealen Ausflugstipp in Hamburg verrät Nicole Naumann auf dem Blog „Museumswissenschaft“. Es geht ins Freilichtmuseum, genauer gesagt ins Freilichtmuseum Kiekeberg: http://museumswissenschaft.de/familienfreundlich-und-barrierefrei-im-sueden-hamburgs-freilichtmuseu… […]