Zwischen Würzburg und Bamberg versteckt sich Schweinfurt, ein kleines Industrie-Städtchen im Unterfränkischen. Dort verbirgt sich jedoch nichts Geringeres als die bedeutendste Sammlung deutscher Malerei des 19. Jahrhunderts. Overbeck, Lenbach, Liebermann, Caspar David Friedrich und Carl Spitzweg sind nur einige wenige der international bedeutenden und einflussreichen Künstler, deren Bilder das Georg Schäfer Museum beherbergt.
In diesem als Welthauptstadt der Kugellager bekanntem Ort sammelte der Namensgeber Georg Schäfer, ein Kind der Stadt und Industrieller eben dieser Brache, ab den 50er Jahren Kunst. Im Laufe der Zeit entstand so eine Sammlung, die ohne weiteres vergleichbaren Museen in Berlin und München das Wasser reichen kann. Das Gebäude des Museum Georg Schäfer liegt mitten in der Stadt und doch idyllisch am Main, es erhebt sich über diesen hinweg, steil aufragend. Schon 1960 wurde erstmals an ein Gebäude für die Sammlung gedacht, dessen Konzept Ludwig Mies van der Rohe, einer der bedeutendsten Architekten der Moderne, entwarf. Es kam jedoch nicht zur Ausführung, sondern wurde erst mit einigen Modifizierungen als Neue Nationalgalerie in Berlin ab 1965 umgesetzt.
Georg Schäfer: Erhabene Kunst
Die gleichsam schlichte und erhabene, hohe Fassade des Gebäudes erinnert durch die steile Treppe und die offene Plattform an die Architektur antiker Tempel. Man erreicht das Innere auch von der Stadtseite schwellenlos über eine sich windende Rampe. Dort angekommen öffnet sich eine hohe lichte Halle, in der mit Sichtbeton und Holzeinbauten zwei gegensätzliche Materialien gekonnt kontrastieren. Der Architekt Volker Staab schafft es darüber hinaus hier die Erhabenheit barocker Treppenarchitektur in unsere Zeit zu übersetzen. Dieses Konzept setzt sich auch in der Dauerausstellung im zweiten Obergeschoss fort. Dort kann man die Kunst, angeordnet nach Stilgruppen genießen und sich an ihr ohne Ablenkung erfreuen. An einzelnen Stellen öffnet sich auch die Architektur zum Stadtraum hin und ermöglicht dadurch vedutenhafte Ausblicke auf markante Anschichten der Stadt. Herausgehoben wird einzig der Raum mit den Gemälden Carl Spitzwegs, die einen zentralen Sammlungsschwerpunkt bilden. Dieser ist im Gegensatz zur nüchternen hellen Architektur des sonstigen Gebäudes in ein kräftiges Rot getaucht, das dem Raum, passend zu der dort ausgestellten Kunst einen warmen behaglichen Charakter gibt.
In der ersten Etage sind wechselnde Sonderausstellungen zu finden, im Moment eine kleinere zu Zeichnungen Johann Georg von Dillis, der besonders für seine Skizzen bäuerlichen Lebens und seiner Reisen bekannt ist. Zu dieser gesellt sich ab dem 26. Februar noch eine völlig andere, welche die Collagen Ludwig Mies van der Rohes zeigt, einem bahnbrechenden und wegweisenden Architekten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Die in einigen der Ausstellungsräume zu findenden Sitzgelegenheiten können durch zu Verfügung stehende Museumshocker ergänzt werden. So wie der Zugang zum Haus selbst sind auch die Ausstellungsräume schwellenlos mit einem Aufzug zu erreichen, der – zumindest für die Dauerausstellung – gut in den Rundgang integriert ist. Die auf den Sitzmöbeln der Ausstellungsräume immer ausliegenden passenden Kataloge ermöglichen die eigenständige Information zur ausgestellten Kunst. Im Erdgeschoss des Gebäudes kann, wenn das Interesse nach dem Ausstellungsrundgang noch nicht gestillt ist, in der Buchhandlung im Museum die entsprechende Literatur gekauft und diese direkt im Museumscafé genoßen werden.
Infobox
Museum Georg Schäfer
Brückenstraße 20
97421 Schweinfurt
Öffnungszeiten:
Dienstag – Sonntag: 10 – 17 Uhr
Donnerstag: 10 – 21 Uhr
Montags geschlossen (außer an Feiertagen)
Bildquelle: Georg Schäfer Museum