Am ersten Podiumstag der Jahrestagung des Deutschen Museumsbund wurde neben dem Kulturerbe in Europa im Bereich der Kulturpolitik eine mögliche Planung der Kulturentwicklung als Zukunftsmodell diskutiert. Patrick Föhl vom Netzwerk Kulturberatung plädierte hierbei für eine bereits erfolgte Gründung von Museumsregionen, einem Modellprojekt mit Signalwirkung. Die zentrale Maßnahme hierbei solle die Gründung eines Zweckverbandes oder einer anderen Rechtsform in einem sequentiellen Verfahren bilden. Vorhandene Ressourcen sollen (anders) genutzt werden. Knoten sind dabei die kulturelle Bildung und der Kulturtourismus. Ebenso soll ein Mitzieheffekt für andere Themen und Bereiche errichtet werden. Hierbei sollen primär große Einrichtungen einen Kern beziehungweise einen Anker bilden. Föhl geht aber auch auf Herausforderungen sowie Argumente gegen Transformationsprozesse ein. Zu diesen zählen hohe Koordiantionsaufwände, Überforderung des Personals, Umgang mit Wunschkonzerten, Ängste (insbesondere vor einer möglichen „Gleichstellung“). Neben der Frage nach einer bestmöglichen Lösung für alle, bennent Föhl weiter die Dominanz des Partikularen und der Interessen. Ebenso geht Föhl auf mögliche Konflikte ein. Denn so können Betroffene auch als Mitplaner fungieren. Vielfaltsbegrenzung kann hierbei auch als Funktionalisierung genutzt werden, wenn Museen ein gemeinsames Thema finden und dieses auch gemeinsam nutzen. Föhl möchte weiterhin das Kulturmanagement als Zwischenraummanagement nutzen und so eine Transformation ermöglichen. Laut Föhl sind Kultur, Bildung und Tourismus als Knoten und Anker zu stärken. Föhl mahnt jedoch auch gleichzeitig, dass verordnete Kooperationen zumeist Ängste wecken. Insofern bedarf es Kommunikation, Transparenz sowie eine Anlyse, um Kultur planen zu können. Bildung und Tourismus müssen hierbei vielmehr gebündelt werden, sodass die Kraft der Kultur genutzt werden kann. Weiterhin mahnt Föhl die Zwieschichtigkeit in der Museumslandschaft, da es einerseits die Verbundsebene und andererseits den Zweckverband gibt. 20 Häuser unterschiedlicher Trägerschaften sind hierbei vertreten. Allerdings ist es nicht möglich, diese unter einen Hut zu bringen und somit eine Zweckverbundgemeinschaft gründen zu können.
Rhön-Grabfeld: ein erster Schritt zur idealen Kulturpolitik?
Das Zusammenfinden muss von Akteuren selbst ausgehen. Sie müssen hierbei über die Landkreise hinweg schauen und Partner finden. Landrat Habermann stellte weiters die Kulturagentur Rhön-Grabfeld vor. Aus einem Etat von insgesamt 80 Millionen Euro werden in dieser Region Zwei Millionen Euro für Kultur ausgegeben. Habermann ist Mitbegründer dieser Kulturagentur vor 10 Jahren. Ziel hierbei ist das Vernetzen, Beraten und Fördern, wodurch eine breite Basis unterstützt werden soll. Bei dieser Agentur sind derzeit zwei Vollkräfte angestellt. Habermann betonte mehrfach, dass Kultur überall vorhanden ist und jeder Teil davon ist. Kultur ist kein elitäres Gedankengut. Ebenso wurde Kulturentwicklung vs. Planung beleuchtet, denn ist dies überhaupt planbar? Oder ist es nicht eher nur die Struktur, die in gelenkt werden kann? Kultur ist das Fundament einer jeden gesunden Gesellschaft und nicht das Sahnehäubchen, weil zu viel Geld vorhanden ist. Kultur dient vielmehr Gesellschaften und jedem Individuum zur Entwicklung. Habermann betonte auch, dass zuletzt an Kulturausgaben gespart werden soll und nicht zuerst. Kultur braucht vielmehr Freiheit – Kultur darf nicht verengen. Habermann gibt weiterhin zu bedenken, dass Kultur Chefsache sei. Hierbei sei wichtig, dass Bürgermeister, Landrat usw überzeugt sein müssen, um Kultur zu fördern. Auch braucht Kultur Raum und Netze, wofür ein Kulturbüro als Zwischenraumnetzwerk ideal sei. Denn gerade bei einem Verbund stellt sich die Frage, ob ein Zentraldepot sinnvoll ist. Damit würden finanziell und organisatorisch die jeweiligen Museen entlastet werden. Problem jedoch ist, dass viele Häuser nicht direkt ihre Sammlungsbestände inventarisieren. Ebenso muss die Rechtsfrage geklärt werden, da viele Privatsammler und Leihgaben vorhanden sind. Nach einem Kulturentwicklungsplan in Südthüringen wurde beispielsweise die Kulturmanagerin Dr. Julia Ackerschott eingestellt, um die Museumsregion, Kooperationen und Strukturen aufzubauen. Dr. Ralf Werneburg gibt weiters zu denken, dass Museen durch Kooperationen mehr Aufmerksamkeit erlangen. Große Häuser sollten hierbei der Motor werden, um die Region zu stärken.
Ein Blick in die Zukunft
Eine der Visionen für die Zukunft war das Wegkommen von entweder Kooperation oder Konkurrenz. Gemeinsames Arbeiten soll vielmehr möglich sein werden und bleiben. Museen sollen zukünftig sinnvolle Kooperationen suchen und finden. Hierfür kann ein Zentraldepot als Beispiel angesehen werden, aber eben nur dort, wo es auch sinnvoll erscheint. Ebenso sollen sie sich die Frage stellen, wo sie sinnvoll als Gemeinsamkeit auftreten können. Als Beispiel hierfür dienen die Hamburger Häuser: alle fünf Häuser gehen in der Vielfalt nicht unter. Sie wirken weiter für sich und arbeiten dennoch zusammen. Dies spricht für eine höhere Durchlässigkeit für Kooperation mit Mut und Haltung. Große Museen bleiben eigenständig, der Zweckverband eroiert und tritt ein. Eine Möglichkeit für das zukünftige Netzwerk ist, dass Museen können auch füreinander beziehungsweise sich gegenseitig bewerben: Nachbarmuseum, andere Museen in der Region, um einen Überblick zu behalten.