Sind grundlegende Informationen über Chemie und Physik, Temperatur, relative Luftfeuchtigkeit, Licht und Verschmutzung verstanden, ist ein Konservator in der Lage, Entscheidungen zu treffen, um die Museumssammlungen zu schützen. Dieses Kapitel gibt einen grundlegenden Überblick über diese Mittel und beschreibt, wie die Sammlungen zu überwachen sind. Hierbei muss erkannt werden, wie gut oder schlecht die Bedingungen in einem Museum sind und ob Entscheidungen zu treffen sind, welche die Umwelt verbessern. Der Rest dieses Kapitels gibt einen Überblick über Richtlinien für die Entscheidung über eine bestmögliche Umgebung, die den Sammlungen zur Verfügung gestellt werden können. Doch wegen der großen Vielfalt an Materialien in einer Sammlung können keine strengen Normen festgelegt werden. In der Vergangenheit gab es vereinfachte Standards wie 50% relative Luftfeuchtigkeit und 65°F beziehungsweise 18°C. Durch Forschung und Erfahrung ist nun jedoch zu verzeichnen, dass unterschiedliche Materialien auch unterschiedliche Umgebungen erfordern. Ein Konservator muss die Bedürfnisse einer Sammlung kennen, um eine langfristige Pflege zu ermöglichen und um durchdachte Entscheidungen treffen zu können. So müssen spezielle Mikroumgebungen entwickelt werden, um eine optimale Lagerung von besonders fragilen Objekte zu ermöglichen. Dies ist ein kleiner Bereich – sei es ein Kasten, Schrank oder separater Raum – in dem die Temperatur und / oder Feuchtigkeit auf einer anderen Ebene als die allgemeine Speicherbereich gesteuert werden. Gemeinsame Mikroumgebungen umfassen:
- Tiefkühllagerung für Cellulosenitratschicht
- Trockene Umgebungen für archäologische Metalle
- Feuchte-gepufferte (Ausstellungs-)Kästen für fragile organische Materialien
- Temperaturgesteuerte Tresore für Manuskriptsammlungen
Temperatur und ihre Auswirkungen auf die Sammlung
Die Temperatur ist ein Maß für die Bewegung der Moleküle in einem Material. Moleküle sind die grundlegenden Bausteine von allem. Wenn die Temperatur steigt, können sich Moleküle in einem Objekt schneller bewegen und fangen an, sich auszubreiten. Die Folge: das Material dehnt sich. Wenn die Temperatur sinkt, sinken Moleküle langsam nach unten und kommen näher zusammen – die Materialien schrumpfen. Temperatur und Temperaturschwankungen können direkt die Erhaltung der Museumssammlungen auf verschiedene Weise beeinflussen, denn die Temperatur beeinflusst diese in einer Vielzahl von Möglichkeiten. Bei höheren Temperaturen steigt die Wahrscheinlichkeit von chemischen Reaktionen. So führt beispielsweise eine hohe Temperatur zu einer wahrscheinlicheren Verschlechterung der Cellulosenitratschicht. Wenn diese Verschlechterung nicht erkannt wird, kann es zu einem Brand führen. Als Faustregel gilt: Die Wahrscheinlichkeit von chemischen Reaktionen verdoppelt sich mit jeder Erhöhung um 10°C (18°F). Auch die biologische Aktivität ist bei wärmeren Temperaturen erhöht. Insekten werden mehr essen und schneller brüten. Ebenso kann Schimmel in bestimmten Temperaturbereichen schneller wachsen. Bei hohen Temperaturen können Materialien erweichen. Wachs kann nachlassen, Staub sammelt sich leichter auf weichen Oberflächen, Klebstoffe versagen, Lacke und Magnetband können klebrig werden. In Ausstellungen, Depot- und Forschungsräume, in denen der Komfort von Menschen ein wesentlicher Faktor ist, beträgt das empfohlene Temperaturniveau 18 bis 20°C (64-68 ° F). Die Temperatur sollte nicht mehr als 24°C (75°F). Temperaturen so stabil wie möglich gehalten werden. In Bereichen, in denen Komfort der Menschen weniger Vorrang hat, kann die Temperatur bei wesentlich geringeren Mengen, aber über dem Gefrierpunkt, gehalten werden. Abrupte Änderungen in der Temperatur sollten vermieden werden, denn oftmals ist es eine schnelle Veränderung, die zu Problemen führt. Schwankende Temperaturen können also dazu führen, dass sich Materialien zu schnell ausdehnen und zusammenziehen, sodass zerstörerische Spannungen im Objekt entstehen. Werden Objekte außerhalb gespeichert, kann auch ein wiederholtes Einfrieren und Auftauen Schäden verursachen. Die Temperatur ist auch als ein Hauptfaktor bei der relativen Luftfeuchtigkeit zu bestimmen. Denn variiert die Temperatur, variiert auch die relative Luftfeuchtigkeit.
Bildquelle: Markéta Machová (Pixabay)