Am Nachmittag des 9. Mai gab Dr. Bettina Paust im Rahmen der Jahrestagung des Deutschen Museumsbund einen Impuls für Kooperationen zwischen Museen. Sie stellte die deutsch-niederländische Region „RheijnLand“ vor. Das Projekt stecke zwar aktuell noch in den Kinderschuhen und habe kaum praktische Erfahrung, allerdings versuchen die acht Kooperationspartner ihr Projekt zu realisieren. Das „RheijnLand“ ist flaches Land entlang des Rheins mit „faszinierender Natur, Landwirtschaft und mittelständische Industrie“, so Paust. Die Region zieht sich über den nordwestlichen Bereich Nordrhein-Westfalen hin zur Provinz Geldersheim auf der niederländischen Seite und sei geprägt vom Rhein auf dem Weg in die Nordsee. Auch sei die Region topografisch unverkennbar, denn die Abfolge von Hügelketten als Relikte eiszeitlicher Gletscherbewegungen machen diese Region so besonders. Das Projekt ist ein Zusammenschluss von insgesamt acht größeren und kleineren Museen unterschiedlicher Art und Trägerschaften. Alle haben aber ein eigenes Profil. Es kooperieren hierbei archäologische, historische, regionale und Kunstmuseen. Auslöser für dieses Projekt war laut Paust eine Ausstellung in Schloss Moyland, einer Stiftung des privaten Rechts mit drei Gründungspartnern, im Jahre 2014. Diese gab eine künstlerische Sicht auf die Region, unter dem Begriff der im 19. Jahrhundert für die grenzüberschreitende Region Niederrheinlande. Der Titel der Ausstellung lautete „Der Himmel so weit – Landschaftsdarstellungen der Niederrheinlande“ und zeigte zahlreiche Leihgaben aus diversen regionalen Museum. Außerdem wurde eine Radroute entwickelt, die zu den Landschaftsbildern führte, die in der Ausstellung zu sehen waren beziehungsweise zu den Bildern, die sich auch heute im Kooperationsprojekt befinden. Zusätzlich gab es eine App zum Randwanderweg, welche die Radfahrer GPS-gesteuert über Handy durch die Region um das Museum Schloss Moyland führte – eine Verbindung der Regionen.
Bezug zur Region RheijnLand durch gemeinsames Projekt
Vor allem das Bewusstsein für die kulturelle Identität sowie die Potentiale der grenzüberschreitenden Region „RheijnLand“ bildeten die Impulse für die Kooperation. Die Projektentwicklung entstand aus gemeinsamer Überzeugung und war nicht auf ein bestimmtes Förderprojekt ausgerichtet. Unter den handelnden Einrichtungen herrschte eine ausgeprägte Kollegialität. Ebenso stan die Gleichwertigkeit der größeren und kleineren Museen gemeinsam mit Museen unterschiedlicher Ausrichtung im Vordergrund. Durch beispielsweise die neuen Medien oder ein gängiger Kulturtourismus sei eine Offenheit für „Fachfremde“ möglich. Ebenso wurde wert auf gedankliche Freiräume während der Konzeptentwicklung gelegt. Anstatt auf Konkurrenz konzentriert sich diese Museumskooperation auf gemeinsame Überzeugung, Gleichwertigkeit und Offenheit. In den ersten Projekttreffen gab es eine einzige Zielrichtung: eine Kooperation aufzustellen. Diese war nicht zielgerichtet, sondern Mitwirkende konnten ihren Gedanken und Visionen freien Lauf lassen. Weiterhin sind folgende Pfeiler des Projekts zu nennen:
- Inhalt: Vermittlung von Museumsinhalten durch das Instrument des Storytelling
- Technik: Einsatz neuer Medien, die eine interaktive Beteiligung ermöglichen (z.B. culture-caching)
- Marketing: Intensivierung der bestehenden kulturtouristischen Aktivitäten
- Vernetzung: Stärkung der praktischen Zusammenarbeit der Museen, Kultureinrichtungen, Hochschulen und gegenseitiger kultureller Austausch
Museumspass: Eine erfolgreiche Kooperation zwischen drei Ländern
Ein weiteres Kooperationsprojekte stellte Jan Merk vor: Er gründete 1999 den Museumspass, der mittlerweile über 330 Mitgliedsmuseen vorweisen kann. Der Museumspass ist eine Art Eintrittskarte, die für 98 Euro online oder in den jeweiligen Museen erworben werden kann. Besitzt man diesen Pass, so erhält man ein Jahr lang kostenlosen Eintritt in die Mitgliedmuseen in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Frankreich und der Schweiz unterschiedlichster Art. Merk sieht den Pass nicht nur als ein Marketing-Objekt, da erst Inhalte und im Anschluss daran der Markt sondiert werde. 15% der Einnahmen geht an die Verwaltung des Passes; die restlichen 85% gehen an die Museen zurück. Pro verkaufter Pass an der Theke vor Ort wird 1% für den Verkauf erstattet. Im Museumspass sind alle Ausstellungen, auch Sonderausstellungen mit inbegriffen, was oftmals bei solchen Angeboten nicht der Fall ist. Aktuell sind 50.000 Pässe bereits verkauft. Merk betont, dass ein Event zwar Besucher anzieht, doch nur der Inhalt bindet diese. Er unterstreicht diese These mit einem Beispiel aus Oldenburg: Hier veranstaltete ein Museum einen Flohmarkt in den eigenen Wänden. Zwar kamen viele Menschen zu diesem Markt, doch nur ein Bruchteil interessierte sich letztendlich auch für die Ausstellung. Die meisten begutachteten doch nur die zum Verkauf stehenden Gegenstände.
Kooperation statt Konkurrenz
Als Fazit aus allen Beitragen am 9. Mai lässt sich vor allem ein Ideal ziehen: Dass man sich als Museum gegenseitig besucht! So kann die kulturelle Bedeutung einer Region gestärkt und bewusst gemacht werden. Ein passendes Beispiel ist hier der Beitrag von Dr. Bettina Faust. Denn für ihr Kooperationsprojekt besuchten sich immerhin die acht Institutionen gegenseitig. Aber auch das eigene Sammlungsprofil darf nicht in Vergessenheit geraten, da dies unheimlich von Bedeutung ist wenn es um Identitätsstiftung geht.
Weiterführende Artikel
Zur Jahrestagung des Deutschen Museumsbund 2016 sind auf museumswissenschaft.de bereits folgende Artikel erschienen:
- Jahrestagung Deutscher Museumsbund 2016
- Kulturerbe im Europa der Regionen
- Zur Stärkung lokaler Kulturpolitik
Bildquelle: Gerd Altmann (Pixabay)