Unter dem Titel „Der Knoten im Netz. Museen als Ankerpunkte der Region“ fand die Jahrestagung des Deutschen Museumsbund statt. Austragungsort in diesem Jahr war der Erfurter Kaisersaal. Die Tagung fand vom 8. bis 11. Mai statt und war eine Kooperation mit dem Museumsverband Thüringen.
Museen haben vielerlei Funktionen und Aufgaben, zu denen die vier Kernaufgaben des Sammelns, Bewahrens, Forschens und Dokumentierens gehören. Seit jüngster Zeit werden zusätzlich die Bereiche Ausstellen und Vermitteln gezählt. Doch auch damit ist es nicht getan, denn Museen sind neben Erlebnisorten vor allem Schauplätze der Begegnung, sie sind identitätsstiftend und gemeinschaftsbildend. Vor allem in strukturschwächeren Gegenden findet oftmals ein soziales und gesellschaftliches Leben in Museen statt. Aus diesem Grund bildet die Rolle der Museen in diesen Regionen gemeinsam mit Strukturen von Kooperationen und Netzwerken die wichtigsten Pole der Jahrestagung des Deutschen Museumsbunds.
Regionale Museen fördern die Identität
Den Auftakt bildeten am 8. Mai diverse Exkursionen mit jeweiligem Führungsprogramm in den Erfurter Museen und der Umgebung. Hierbei wurde direkt der regionale Bezug beleuchtet, der in diesen Tagen den Kernpunkt der Diskussionen bildete. In Vorträgen und Diskussionen wurde schließlich am 9. und 10. Mai beleuchtet, wie Museen mit ihrem Potenzial zur zukunftsfähigen Entwicklung der Regionen beitragen und mit welchen Maßnahmen die vorhandenen Mittel am besten genutzt werden können. Tobias Knoblich, Kulturdirektor der Stadt Erfurt, skizzierte zum Auftakt am 9. Mai direkt die ambivalente Museumssituation Erfurts. Seiner Aussage nach sei Thüringen eine kleinteilige Region. Die Erfurter Museen würden unter der schönen Innenstadt leiden, gingen sogar dazwischen unter und hätten nie indigene Museumsbauten besessen. Im Anschluss daran eröffnete der Präsident des Deutschen Museumsbund Prof. Dr. Köhne die Tagung und belegte hierbei die Breite der Museumslandschaft in den Regionen mit eindrücklichen Zahlen: Derzeit gibt es in Deutschland 6.372 Museen. 44% hiervon sind im Bereich der Volkskunde angesiedelt oder stellen die sogenannten Heimatmuseen dar. Diese haben mit mehr als 4.000 Sonderausstellungen sogar mehr als die Hälfte aller Sonderausstellungen inne. Auch haben sie die meisten regionalen Besucher (81-100%). Es sind fast 400 Einträge bei Wikipedia zu den Thüringer Museen zu finden. Diese bekommen acht Milliarden Euro Förderung vom Land. Zusätzlich erhalten sie Beihilfe für 20 Volontäre. Insgesamt seien derzeit in Thüringen 900 Personen in Museen beschäftigt. Weiterhin erfüllen diese jedoch bei weitem nicht die Kriterien der ICOM, um die Bezeichnung „Museum“ zu tragen. Dennoch interessiere das die Einrichtungen nicht. Es gelte viel mehr ein Eventmarketing des Incoming Tourismus. Ebenso betonte er die Bedeutung der inneren Verfassung der Regionen jenseits des Kulturtourismus. Laut Günter Schuchardt verstehe der Thüringer Verband es primär als Auftrag die Museumslandschaft in ihrer Breite zu erhalten. Schuchardt ist Zeuge und Akteur des Ringens, des Erhaltens sowie der Profilierung der Thüringer Museen gegenüber der „Destinationen“ wie BratwurstMuseum etal. Im Land Thüringen sind auch keine Landesmuseen vorhanden – dagegen habe man sich bereits Anfang der 1990er Jahre ausgesprochen. Mehr als 50% der Thüringer Museen befindet sich in kommunaler Trägerschaft, viele werden vom Landkreis getragen. Zunehmend geht die Trägerschaf auch auf Vereine über. Doch auch Schuchardt stellte am Ende seines Vortrages die Frage, was passiert, wenn die Kommunen nicht erkennen wie identitätsstiftend die Museen sind? Denn Museen sind oftmals die einzige kulturelle Einrichtung in kleinen Kommunen und sind somit besonders relevant in kulturell schwachen Regionen. Museen in der Region seien zwar identitätsstiftend, aber gehen doch zumeist unter im Vergleich zu Museen in Metropolstädten oder gar im Vergleich zu Museen mit „Blockbuster-Ausstellungen“. Schuchardt weist die Museen vor allem für Regionen als unentbehrlich aus und hofft, dass die jeweiligen Träger dies auch begreifen werden.
Bildquelle: Klaus Dieter von Wangenheim (Pixabay)