Ein Museum ist mehr als „nur“ Aufbewahrungsort, Schatzkammer oder Bildungsinstitution. Seine Sammlung hat klar vorgegebene Richtlinien, die der Öffentlichkeit in Form eines Leitfaden sowie durch das Sammlungsprofil präsentiert werden. Im Folgenden wird eine chronologische Übersicht über die Entwicklung des Sammelns bis hin zum Museum als Institution gegeben. Friedrich Waidacher erweitere dieses Epochenmodell durch eine „postmuseale Zeitspanne“. Das Musealphänomen steht in enger Verbindung mit der Geschichte des Sammelns. Zunächst gab es lediglich spezielle Sammlungsräume wie das Studiolo, Studierzimmer, Familienarchiv oder gar Privatsammlungen. Diese sollten zusätzlich zum Inhalt identitätsstifften wirken und Werbung für das Gemeinwesen darstellen. Allmählich wurden Räume abhängig von der Sammlung, wodurch ein Vorreiter für neue Architektur entstand.
Prämuseale Epoche
Diese Epoche geht mit der griechisch-römischen Antike einher. Das Museion in Alexandira war namensgebend. Es gilt als Symbol der Bildungsstätten, das vor allem der Forschung diente. Teilweise gab es hier bereits Übereinstimmungen mit den heutigen Museen. Allmählich entwickelten sich Modelle und Anregungen für die Zeit der musealen Hochblüte.
Protomuseale Epoche
Hier stand vor allem das Sichtbarmachen von Reichtum im Vordergrund. Schatzkammern wurden allmählich zu Wunderkammern. Diese waren jedoch mit wenigen Ausnahmen nicht der Öffentlichkeit zugänglich, sondern nur für Juweliere, Geistliche etc.
Paläomuseale Epoche
Diese Zeit ist geprägt von Sammlungen der Fürsten und Geistlichen. Sie gilt vor allem als das Zeitalter der Inventarisierung und der Museumstrakte. Objekte werden wahrgenommen, geordnet und gedeutet. Es herrscht eine Entwicklung vom bloßen Staunen bis hin zum Wissen und Erkennen. Schatz- und Kunstkammern werden immer weiter unterschieden.
Mesomuseale Epoche
Die Eigentümer der Sammlungen sind in dieser Zeit nicht mehr unbedingt an der Spitze der Machthierarchie. Aus dem Sammelsurium der Wunderkammern und der Raritätenkabinette werden systematische Kollektionen. Museen etablieren sich immer mehr als Schaustätten und werden immer weiter differenziert in Kunstmuseen, Naturkundemuseen oder kultur(geschichtliche) und historische Museen.
Neomuseale Epoche
Von nun an treten die Museumsbesucher in das Zentrum wissenschaftlicher Studien. Die soziale Zugehörigkeit entsteht, der Bildungsstand wird erweitert und unterstützt. Allerdings herrscht zur NS-Zeit ein ideologischer Missbrauch musealer Sammlungen. Parallel entstehen enzyklopädische Sammlungsprinzipien, in denen die Bibliotheken eine zentrale Rolle erhalten. Weiterhin werden Museen immer mehr staatliche übernomen. Im Museumswesen entsteht allmählich eine Politisierung.
Postmuseale Epoche
Diese Epoche ist das Zeitalter der Musealisierung und Virtualisierung. Immer mehr Produktionsbetriebe und Industriegelände werden musealisiert. An die Stelle der Bedeutsamkeit wissenschaftlicher Dauerpräsentationen tritt die ständig wechselnde Ausstellung oder gar das Museum als Event. Es herrscht immer mehr ein partizipatorischen Sammeln von Gegenwartsthemen mit Bürgerbeteiligung. Als Beispiel seien hier erste Einwanderungsgruppen in den 1970er Jahren genannt: Türken nahmen Objekte mit, die für sie selbst von Bedeutung waren. Diese Objekte werden in der Gegenwart dokumentiert und ausgestellt. Galt früher der Leitsatz „Geb uns [dem Museum] das, was uns [dem Museum] wichtig ist“, gilt in der heutigen Zeit vielmehr der Grundsatz „Gebt uns [dem Museum] das, was euch [der Bevölkerung] wichtig ist!“
Bildquelle: Michal Jarmoluk (Pixabay)